Nach der Autoattacke (Anm.: Es war ein vorsätzlicher Anschlag) in München gehen die Ermittler von einer „islamistischen Tatmotivation“ aus. Der 24-jährige Afghane habe bei seiner Festnahme „Allahu Akbar“ gerufen und gebetet, sagte die leitende Oberstaatsanwältin Gabriele Tilmann von der Generalstaatsanwaltschaft München.
Der Verdächtige habe bei einer Vernehmung gestanden, bewusst in die Teilnehmer der Demonstration am Donnerstag gefahren zu sein. Er habe dafür eine Begründung genannt, die sich als „religiöse Motivation“ zusammenfassen ließe, sagte Tilmann. Weitere Einzelheiten nannte sie nicht.
Der 24-Jährige habe keine Vorstrafen, sagte sie. Es habe
nur einmal in Bayern ein Verfahren wegen Arbeitsamtsbetrugs gegeben. Er
habe sich arbeitslos gemeldet, dann eine Tätigkeit begonnen und sich
nicht rechtzeitig wieder abgemeldet, sagte Tilmann. Das Verfahren sei
gegen eine Geldauflage eingestellt worden, weil es nur ein sehr kurzer
Zeitraum gewesen sei. Dies sei das einzige Ermittlungsverfahren in
Bayern gewesen, das es gab. „Er war zum jetzigen Stand der Ermittlungen
legal hier“, sagte Tilmann. „Er hat in München in einer Mietwohnung
gelebt. Er war im Sicherheitsgewerbe als Ladendetektiv tätig.“
Guido Limmer, Vizepräsident des bayerischen LKA, erklärte: „Das Ziel der Ermittlungen ist, den Täter und sein Umfeld aufzuhellen.“ Der Verdächtige sei am Donnerstag zwei Stunden verhört worden. Am Freitag soll er einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.
Sein Handy werde nun ausgewertet, sagte Limmer weiter. Die Kommunikation habe vor allem auf Dari (Anm. eine Varianz des Persischen, das vor allem in Afghanistan gesprochen wird)
stattgefunden. Dabei sei eine „gewisse islamistische Ausrichtung“
festgestellt worden. Eine konkrete Ankündigung der Tat sei bislang nicht
gefunden worden. In einer Chatnachricht habe er sich aber von einem
Angehörigen mit den Worten verabschiedet: „Vielleicht bin ich morgen
nicht mehr da.“
Nach
WELT-Informationen war der 24-jährige Farhad N. vor der Tat wegen
posttraumatischen Störungen und Halluzinationen in medizinischer
Behandlung. Die Ermittler gehen aber nicht von einer psychischen
Erkrankung zum Zeitpunkt der Tat aus. Es gebe bei dem 24-Jährigen
bislang keine Anhaltspunkte auf psychische Probleme, die Auswirkungen
auf die Tat gehabt haben könnten, sagte Tilmann. Deshalb werde auch
nicht beantragt, den Mann vorläufig in der psychiatrischen Unterbringung
aufzunehmen. Bei der Einreise habe es nach bisherigem Stand Symptome
einer posttraumatischen Belastungsstörung wegen der Fluchterfahrungen
gegeben.
Neue Informationen über die Verletzten
Der 24-jährige Verdächtige war am Donnerstag mit einem Auto in eine Demonstration von Gewerkschaftsmitgliedern gefahren. Dabei wurden 36 Menschen verletzt. „Das muss noch keine abschließende Zahl sein“, sagte der Münchner Polizeivizepräsident Christian Huber. Es gebe zwei Schwerstverletzte, darunter ein Kind. Ein zweijähriges Mädchen im Haunerschen Kinderspital befinde sich in kritischem Zustand auf der Intensivstation, hatte ein Sprecher des LMU Klinikums in München zuvor gesagt.
Acht Personen seien schwer verletzt, zehn mittelschwer, sagte Huber. Die restlichen Personen seien leicht verletzt.
Der Afghane kam nach Angaben der Behörden Ende 2016 als unbegleiteter
minderjähriger Flüchtling nach Deutschland. Sein Asylverfahren wurde im
Jahr 2020 endgültig abgeschlossen, mit einem Ablehnungsbescheid und der
Aufforderung zur Ausreise. Die Landeshauptstadt München erließ dann aber
im April 2021 einen Duldungsbescheid und im Oktober 2021 eine
Aufenthaltserlaubnis.
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