, Wirtschaftskorresponden, 07.03.2023
Laut einem Bericht der „New York Times“ soll eine „pro-ukrainische Gruppe“ verantwortlich für die Anschläge auf die Nord-Stream-Pipelines im vergangenen September sein. Die renommierte US-Zeitung beruft sich in ihrem Bericht auf namentlich nicht genannte amerikanische Offizielle, die neue Geheimdiensterkenntnisse zu den Anschlägen erhalten haben sollen.
Allerdings gebe es keine Beweise, ob der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj oder seine engen Vertrauten involviert gewesen seien. Es sei auch unklar, ob die Täter überhaupt im Auftrag ukrainischer Regierungsvertreter gehandelt hätten.
Seit den Explosionen, die im vergangenen Herbst drei der vier Röhren von Nord Stream 1 und 2 zerstört hatten, wird spekuliert, wer hinter den Anschlägen steckt.
Sowohl Russland als auch die Ukraine, die USA und Großbritannien wurden
von verschiedenen Seiten als potenzielle Urheber der Sabotageakte am
Boden der Ostsee benannt.
Der Bericht der „New York Times“ räumt ein, dass auch weiterhin viele Fragen offen seien – auch für die US-Offiziellen, die als Quelle für den Artikel dienen. Laut den neuen Geheimdiensterkenntnissen soll es sich bei den Tätern aber um eine Gruppe von Gegnern des russischen Präsidenten Wladimir Putin gehandelt haben.
Es sei aber weiter unklar, wer die Operation angeordnet oder finanziert habe. Die US-Offiziellen hätten auch keine Angaben gegenüber den Reportern gemacht, auf welche Art von Geheimdienstinformationen sie ihre neuen Erkenntnisse stützen. Es gebe noch keine endgültigen Ergebnisse.
Laut der „New York Times“ glauben die Amerikaner, dass es sich bei den Tätern um Ukrainer oder Russen oder eine Gruppe mit Vertretern beider Nationalitäten gehandelt habe. Amerikaner oder Briten seien nicht beteiligt gewesen. Den Geheimdienstinformationen zufolge sei der Sprengstoff „mithilfe von erfahrenen Tauchern“ angebracht worden, die „dem Anschein nach nicht für Militär oder Geheimdienste arbeiteten“. Es sei aber möglich, dass die Saboteure in der Vergangenheit Spezialtrainings einer Regierungsorganisation erhalten hätten.
Vor einigen Wochen wurden die USA der Sabotage beschuldigt
Laut der Zeitung seien sich die amerikanischen Quellen nicht einig, wie belastbar die neuen Informationen seien. Sprecher der CIA, des Weißen Hauses sowie mehrerer betroffener europäischer Regierungen hätten den Bericht nicht kommentieren wollen, schreibt die „New York Times“.
Vor wenigen Wochen hatte ein Bericht des amerikanischen Journalisten Seymour Hersh
für Aufsehen gesorgt. Hersh hatte in einem langen Blogeintrag die USA
für die Sabotage-Akte an den Nord-Stream-Pipelines verantwortlich
gemacht. Allerdings nannte er keine Belege für diese Behauptung. Dass
die USA hinter den Anschlägen stecken könnten, wird nicht nur in Hershs
Beitrag mit Aussagen von US-Präsident Biden vor Beginn des
Ukraine-Krieges begründet.
Auf die Frage, ob ein Einmarsch Russlands in die Ukraine die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 dauerhaft verhindern würde, sagte Biden: „Wenn Russland einmarschiert, das heißt Panzer und Truppen die Grenze zur Ukraine erneut überqueren, wird es Nord Stream 2 nicht länger geben“, so der US-Präsident. „Wir werden es beenden.“
Dänemark, Schweden und Deutschland haben nach den Sabotageakten jeweils Untersuchungen eingeleitet. Die Ermittlungen in Deutschland sind noch nicht abgeschlossen. Die „New York Times“ zitiert den schwedischen Ermittler Mats Ljungqvist, wonach auch die Untersuchung der Skandinavier noch läuft.
„Es ist mein Job diejenigen zu finden, die Nord Stream in die Luft gejagt haben, ich habe dafür den Geheimdienst unseres Landes“, sagte Ljungqvist demnach. „Glaube ich, dass es Russland war, das Nord Stream in die Luft gejagt hat? Das habe ich nie geglaubt. Es ist nicht logisch. Aber wie in einem Mordfall muss man für alle Möglichkeiten offen bleiben.“
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