"Wenn du den wahren Charakter von Menschen erkennen willst, dann gib ihnen Macht". (Abraham Lincoln)
Analyse von Ulrich Reitz -
Was Hofreiters Lanz-Ausraster über die übergriffigen Grünen aussagt (Focus-Online)
23.03.2023
Was Hofreiters Lanz-Ausraster über die übergriffigen Grünen aussagt (Focus-Online)
23.03.2023
Toni Hofreiters Auftritt bei Markus Lanz hat eindrücklich
gezeigt: Einige Grüne neigen dazu, unter Druck ausfällig zu werden -
oder gar apokalyptisch. Das liegt daran, dass sie gerade mit der eigenen
Übergriffigkeit im Namen des Großen und Ganzen konfrontiert werden.
Bevor
wir zum eigentlichen Thema kommen, hier eine kurze Vorbemerkung: Am
klügsten fängt es gerade der Bundeskanzler an. Seine Koalitionspartner
Grüne und FDP verhaken sich bis hin zu schwer erträglichem Gejammer und
sehr seltsamen Putin-Vergleichen, und Olaf Scholz schweigt. Was er
ohnehin gut kann.
Dadurch, durch Nichtstun und Nichtssagen, verdichtet sich der Bundeskanzler aktuell wieder zum Inhaber der Richtlinienkompetenz, sprich: zu seiner Amtsautorität als Chef. Würde er nun Mitbalgen über Autos und Heizungen, setzte er seine Autorität aufs Spiel. Nun, kurz vor der Kabinettsklausur, ist damit klargestellt: Es könnte am Ende wieder ein Machtwort geben. Wie schon einmal, bei der Atompolitik nämlich.
Nun zum eigentlichen Thema. Nein – gemeint ist nicht der Vergleich mit Wladimir Putin, den Wolfgang Kubicki seinem Lieblings-Counterpart Robert Habeck angedeihen ließ. Und für den er sich flugs entschuldigte im Radio. Kubicki ist ein unbeherrschbares Naturell, deshalb lädt man ihn so gerne ein zum Interview, am liebsten live und darauf hoffend, dass er wieder einen raushaut. Das ist zwar amüsant, lohnt aber wegen personenbezogener Insuffizienz nicht die Analyse.
Unter Druck werden die Grünen gerne ausfällig - oder apokalyptisch
Das Kernthema hier sind die Grünen, genauer: deren Neigung, unter Druck ausfällig zu werden. Oder apokalyptisch. Oder überempfindlich. Kurzum – ihre mangelnde Abgeklärtheit und Souveränität. Ihre unterentwickelte Resilienz, die besonders sichtbar wird, wenn es um ihre Kernthemen geht, aktuell die Rettung der Welt vor dem Klimakollaps. Wobei die Rettung der Welt durch die Grünen und von Deutschland aus zu geschehen hat.
Stattfinden soll sie mit Hilfe von Elektroautos und Öko-Heizungen. Es gibt nun großen Gegenwind, von der FDP, die sich um die Selbstbestimmung generell sorgt und um die Selbstbestimmung von Hausbesitzern im Besonderen. Gegenwind kommt aber auch aus der SPD, weil die, so wichtig ihr der Klimaschutz auch ist, nicht riskieren will, was seit der Parteigründung als Allgemeiner Deutscher Arbeiter Verein seit ziemlich genau 160 Jahren ihr Markenzeichen ist: das Soziale.
Bei der FDP gilt: Freiheit vor Klima. Bei der SPD gilt: Soziales vor Klima. Bei den Grünen gilt: Klima.
Nun ist für den einzelnen und seinen Partner und die Kinder nichts so kostspielig im Leben wie Wohnen und Fahren. Dahinter verbergen sich große Lebensentscheidungen, oft auch Dramen. Jedenfalls macht es sich damit niemand leicht. In diese ohnehin komplexen Lebens-Entscheidungen mischen sich nun die Grünen ein, und so kann es kaum verwundern, dass dies nicht jeder gut findet. Nicht einmal die eigenen Regierungspartner, obwohl sie doch einen Koalitionsvertrag unterschrieben haben, in dem das mit den Autos und den Heizungen durchaus drinsteht.
Nun beklagt sich der grüne Vizekanzler gerade vermittels jedes Mikrophons, das ihm just hingehalten wird, darüber, dass ein Gesetzentwurf aus seinem Haus zur Heizung der Zukunft „durchgestochen“ wurde, auch noch an die „Bild“-Zeitung, was bei den Grünen gleich noch als besonderes Sakrileg gilt. Habeck will sagen: Der Verräter, der hier am Werk ist, verhält sich gleich doppelt verwerflich. Dass das Gesetzespapier schon seit dem 14.07.22 dem NABU vorlag, stört Habeck bei seinen Anschuldigungen wenig.
„Hier ist der Gesetzentwurf an die Bild-Zeitung, und ich muss unterstellen, bewusst geleakt worden, um dem Vertrauen in der Regierung zu schaden.“ Dem Vertrauen in „der“ Regierung, hat Habeck hier gesagt, nicht in „die“ Regierung. Was so zu verstehen ist: Der Vertrauensverlust, den Robert Habeck durch diesen Verrat seines Gesetzentwurfs erlitten hat, wiegt für ihn schwerer als der, den die Bevölkerung durch seinen Gesetzentwurf erlitten hat. Weshalb sie in Teilen nun Öl- und Gasheizungen einbaut – einbaut wie blöd, glaubt man den Installateuren, so, als gäbe es kein Morgen.
Bei Lanz war Hofreiter so angefasst, dass er FDP und SPD für den Verrat an den Grünen verantwortlich machte
Persönlich getroffen fühlt sich auch Toni Hofreiter, als er dem ZDF-Moderator Markus Lanz entgegenschleudert, der Gedanke, jemand müsse wegen Habecks Heizungs-Wumms sein Haus verkaufen, sei „absurd“ und „unsauber“. Allerdings kann es durchaus so kommen, davor warnt die Hauseigentümer-Lobby zu Recht.
Alte Heizungen, die alten Leuten in alten Häusern kaputtgehen, können ärmere Genossen auch zum Hausverkauf zwingen. Dafür werde es einen sozialen Ausgleich geben, argumentieren die Grünen. Das Problem: Diesen sozialen Ausgleich kennt man noch nicht, wohl aber die Kosten für eine neue Heizung plus Fußbodenheizung plus Dämmung. Es kommen schnell 100.000 Euro zusammen.
Hofreiter war so angefasst, wie ehrlich, dass er gleich die „FDP oder die SPD“ verantwortlich machte für den Verrat an Habeck und den Grünen. „Die Grünen waren es jedenfalls nicht.“ Man muss sagen: Hofreiter kann ihn nicht kennen, den Verräter, denn es gibt davon potentiell mehrere, so wie es auch unterschiedliche Gründe gibt, Gesetzentwürfe an die Medien weiterzugeben, bevor sie von der Regierung verabschiedet wurden.
Gesetzentwürfe werden beispielsweise gerne von dessen Urheber „geleakt“, wenn er Widerstand fürchtet. Oder wenn er den eigenen Leuten demonstrativ zeigen will, wie sehr und gerne er tut, was die eigenen Leute von ihm erwarten. Um hinterher augenzwinkernd einen Kompromiss einzugehen, den die eigenen Leute blöd finden. Man sieht: Motive hätte auch Robert Habeck gehabt…
Toni Hofreiter versuchte im Verteidigungseifer, an dem Baum, an dem gerade Robert Habeck hängt, auch noch dessen sozialdemokratische Kabinettskollegin Klara Geywitz mitaufzuhängen. Motto: Geteilter Tod ist halber Tod. Man sieht, ein untauglicher Versuch, denn: tot ist tot.
Zuletzt warnte, um der Kritik am Heizungs-Wumms zu entgehen, die Grüne Katrin Göring-Eckardt vor dem Weltuntergang in Form von Wasserfluten und neuen, klimabedingten Krankheiten. Die drohende Apokalypse ist ein beliebter grüner Rhetorik-Trick, um die eigene Wahrheit gegen andere Wahrheiten zu immunisieren.
Habeck und Co. werden gerade konfrontiert mit der eigenen Übergriffigkeit im Namen des Großen und Ganzen
Man kennt derlei seit dem „Waldsterben“. Bald schon könnte es wieder so weit sein, hat doch der Wald, wie ein anderer konfliktmächtiger Grüner, Cem Özdemir, diagnostiziert, „Fieber“. Womit der Baum vermenschlicht und zum Objekt des Mitleids wird. Wer denkt schon bei Fieber nicht an rotgesichtige Kinder mit herzzerreißend trübem Blick, und alle Vitalität ist ihnen aus dem Körper entwichen.
Habeck und Co. werden gerade konfrontiert mit der eigenen Übergriffigkeit im Namen des Großen und Ganzen. Das macht sie empfindlich und übellaunig. Manche wie Habeck und Hofreiter wirken in solchen Situationen wie ertappt – und reagieren pikiert: Wie, wir wollen doch das Gute, es gibt keine Alternative, wir haben doch nur eine Erde, und so weiter.
Das mit der einen Erde stimmt. Sie wird allerdings bevölkert von unterschiedlichen Menschen. Nicht nur von Grünen.
Dadurch, durch Nichtstun und Nichtssagen, verdichtet sich der Bundeskanzler aktuell wieder zum Inhaber der Richtlinienkompetenz, sprich: zu seiner Amtsautorität als Chef. Würde er nun Mitbalgen über Autos und Heizungen, setzte er seine Autorität aufs Spiel. Nun, kurz vor der Kabinettsklausur, ist damit klargestellt: Es könnte am Ende wieder ein Machtwort geben. Wie schon einmal, bei der Atompolitik nämlich.
Nun zum eigentlichen Thema. Nein – gemeint ist nicht der Vergleich mit Wladimir Putin, den Wolfgang Kubicki seinem Lieblings-Counterpart Robert Habeck angedeihen ließ. Und für den er sich flugs entschuldigte im Radio. Kubicki ist ein unbeherrschbares Naturell, deshalb lädt man ihn so gerne ein zum Interview, am liebsten live und darauf hoffend, dass er wieder einen raushaut. Das ist zwar amüsant, lohnt aber wegen personenbezogener Insuffizienz nicht die Analyse.
Unter Druck werden die Grünen gerne ausfällig - oder apokalyptisch
Das Kernthema hier sind die Grünen, genauer: deren Neigung, unter Druck ausfällig zu werden. Oder apokalyptisch. Oder überempfindlich. Kurzum – ihre mangelnde Abgeklärtheit und Souveränität. Ihre unterentwickelte Resilienz, die besonders sichtbar wird, wenn es um ihre Kernthemen geht, aktuell die Rettung der Welt vor dem Klimakollaps. Wobei die Rettung der Welt durch die Grünen und von Deutschland aus zu geschehen hat.
Stattfinden soll sie mit Hilfe von Elektroautos und Öko-Heizungen. Es gibt nun großen Gegenwind, von der FDP, die sich um die Selbstbestimmung generell sorgt und um die Selbstbestimmung von Hausbesitzern im Besonderen. Gegenwind kommt aber auch aus der SPD, weil die, so wichtig ihr der Klimaschutz auch ist, nicht riskieren will, was seit der Parteigründung als Allgemeiner Deutscher Arbeiter Verein seit ziemlich genau 160 Jahren ihr Markenzeichen ist: das Soziale.
Bei der FDP gilt: Freiheit vor Klima. Bei der SPD gilt: Soziales vor Klima. Bei den Grünen gilt: Klima.
Nun ist für den einzelnen und seinen Partner und die Kinder nichts so kostspielig im Leben wie Wohnen und Fahren. Dahinter verbergen sich große Lebensentscheidungen, oft auch Dramen. Jedenfalls macht es sich damit niemand leicht. In diese ohnehin komplexen Lebens-Entscheidungen mischen sich nun die Grünen ein, und so kann es kaum verwundern, dass dies nicht jeder gut findet. Nicht einmal die eigenen Regierungspartner, obwohl sie doch einen Koalitionsvertrag unterschrieben haben, in dem das mit den Autos und den Heizungen durchaus drinsteht.
Nun beklagt sich der grüne Vizekanzler gerade vermittels jedes Mikrophons, das ihm just hingehalten wird, darüber, dass ein Gesetzentwurf aus seinem Haus zur Heizung der Zukunft „durchgestochen“ wurde, auch noch an die „Bild“-Zeitung, was bei den Grünen gleich noch als besonderes Sakrileg gilt. Habeck will sagen: Der Verräter, der hier am Werk ist, verhält sich gleich doppelt verwerflich. Dass das Gesetzespapier schon seit dem 14.07.22 dem NABU vorlag, stört Habeck bei seinen Anschuldigungen wenig.
„Hier ist der Gesetzentwurf an die Bild-Zeitung, und ich muss unterstellen, bewusst geleakt worden, um dem Vertrauen in der Regierung zu schaden.“ Dem Vertrauen in „der“ Regierung, hat Habeck hier gesagt, nicht in „die“ Regierung. Was so zu verstehen ist: Der Vertrauensverlust, den Robert Habeck durch diesen Verrat seines Gesetzentwurfs erlitten hat, wiegt für ihn schwerer als der, den die Bevölkerung durch seinen Gesetzentwurf erlitten hat. Weshalb sie in Teilen nun Öl- und Gasheizungen einbaut – einbaut wie blöd, glaubt man den Installateuren, so, als gäbe es kein Morgen.
Bei Lanz war Hofreiter so angefasst, dass er FDP und SPD für den Verrat an den Grünen verantwortlich machte
Persönlich getroffen fühlt sich auch Toni Hofreiter, als er dem ZDF-Moderator Markus Lanz entgegenschleudert, der Gedanke, jemand müsse wegen Habecks Heizungs-Wumms sein Haus verkaufen, sei „absurd“ und „unsauber“. Allerdings kann es durchaus so kommen, davor warnt die Hauseigentümer-Lobby zu Recht.
Alte Heizungen, die alten Leuten in alten Häusern kaputtgehen, können ärmere Genossen auch zum Hausverkauf zwingen. Dafür werde es einen sozialen Ausgleich geben, argumentieren die Grünen. Das Problem: Diesen sozialen Ausgleich kennt man noch nicht, wohl aber die Kosten für eine neue Heizung plus Fußbodenheizung plus Dämmung. Es kommen schnell 100.000 Euro zusammen.
Hofreiter war so angefasst, wie ehrlich, dass er gleich die „FDP oder die SPD“ verantwortlich machte für den Verrat an Habeck und den Grünen. „Die Grünen waren es jedenfalls nicht.“ Man muss sagen: Hofreiter kann ihn nicht kennen, den Verräter, denn es gibt davon potentiell mehrere, so wie es auch unterschiedliche Gründe gibt, Gesetzentwürfe an die Medien weiterzugeben, bevor sie von der Regierung verabschiedet wurden.
Gesetzentwürfe werden beispielsweise gerne von dessen Urheber „geleakt“, wenn er Widerstand fürchtet. Oder wenn er den eigenen Leuten demonstrativ zeigen will, wie sehr und gerne er tut, was die eigenen Leute von ihm erwarten. Um hinterher augenzwinkernd einen Kompromiss einzugehen, den die eigenen Leute blöd finden. Man sieht: Motive hätte auch Robert Habeck gehabt…
Toni Hofreiter versuchte im Verteidigungseifer, an dem Baum, an dem gerade Robert Habeck hängt, auch noch dessen sozialdemokratische Kabinettskollegin Klara Geywitz mitaufzuhängen. Motto: Geteilter Tod ist halber Tod. Man sieht, ein untauglicher Versuch, denn: tot ist tot.
Zuletzt warnte, um der Kritik am Heizungs-Wumms zu entgehen, die Grüne Katrin Göring-Eckardt vor dem Weltuntergang in Form von Wasserfluten und neuen, klimabedingten Krankheiten. Die drohende Apokalypse ist ein beliebter grüner Rhetorik-Trick, um die eigene Wahrheit gegen andere Wahrheiten zu immunisieren.
Habeck und Co. werden gerade konfrontiert mit der eigenen Übergriffigkeit im Namen des Großen und Ganzen
Man kennt derlei seit dem „Waldsterben“. Bald schon könnte es wieder so weit sein, hat doch der Wald, wie ein anderer konfliktmächtiger Grüner, Cem Özdemir, diagnostiziert, „Fieber“. Womit der Baum vermenschlicht und zum Objekt des Mitleids wird. Wer denkt schon bei Fieber nicht an rotgesichtige Kinder mit herzzerreißend trübem Blick, und alle Vitalität ist ihnen aus dem Körper entwichen.
Habeck und Co. werden gerade konfrontiert mit der eigenen Übergriffigkeit im Namen des Großen und Ganzen. Das macht sie empfindlich und übellaunig. Manche wie Habeck und Hofreiter wirken in solchen Situationen wie ertappt – und reagieren pikiert: Wie, wir wollen doch das Gute, es gibt keine Alternative, wir haben doch nur eine Erde, und so weiter.
Das mit der einen Erde stimmt. Sie wird allerdings bevölkert von unterschiedlichen Menschen. Nicht nur von Grünen.
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