Christine
Lambrecht ließ ihren Sohn mit der Flugbereitschaft fliegen und machte
dann Urlaub auf Sylt. Der Vorfall ist keine Staatsaffäre. Er bestätigt
aber, dass die Ministerin ihrem Amt nicht gewachsen ist.
Es ist eine unglückliche, aber auch bezeichnende Verkettung: Sylt, die Insel der Reichen, muss sich oft beissender Vorbehalte erwehren. Der Helikopter wiederum zieht Spott auf sich als Fortbewegungsmittel derer, die es sich leisten können oder wichtig genug sind. Insofern passt die Verquickung von Nordseeinsel und Helikopter zu einer Politikerin, der das Pech an den Fersen klebt. Die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht gibt einmal mehr eine schlechte Figur ab. Sie ist auf dem in kriegerischer Zeit neben dem Kanzler wichtigsten Posten der deutschen Bundesregierung die grösste Fehlbesetzung.
Der
Kabarettist Rainald Grebe machte sich einmal in einem Lied über die
Insignien der politischen Macht am Beispiel des Bundespräsidenten
lustig: «Da ist ja auch mein Heli, mit dem flieg ich gleich davon.»
Lambrecht flog am 13. April, dem Mittwoch vor Ostern, von Berlin zum
Bundeswehrstützpunkt Ladelund in Schleswig-Holstein davon und reiste
weiter in die Ferien nach Sylt, an ihrer Seite der volljährige Sohn.
Dieser machte ein Foto von sich im Helikopter – oder machte es die Mama?
– und veröffentlichte es in den sozialen Netzwerken mit dem Spruch
«Happy Easter».
Eine Torheit ersten Ranges
Nun steht ein böser Verdacht im Raum: Lambrecht habe die Flugbereitschaft der Bundeswehr für private Zwecke genutzt, einen Truppenbesuch vorgeschoben, um billig nach Sylt zu gelangen. Rund vierzig Kilometer liegen zwischen der Insel und dem Landeplatz. Auch ist ein Streit über die Frage entbrannt, ob die Ministerin die Kosten für den «Mitflug des Familienangehörigen» bereits erstattet habe. Erst hiess es aus dem Ministerium, dies sei geschehen, dann jedoch nur noch, die Übernahmeerklärung liege vor. Der SPD-Parteifreund Michael Roth geht sacht auf Distanz. Der Bundestagsabgeordnete sagte, es gebe keinen Grund zum Rücktritt, aber sehr wohl «noch ein paar offene Fragen».
Stark wiegt der Vorwurf, die Ministerin setze falsche Prioritäten und fremdele mit ihrer Aufgabe. Am 13. April tobte nicht nur der Ukraine-Krieg. Damals lag der Rücktritt Anne Spiegels vom Amt der Familienministerin zwei Tage zurück. Die Grünen-Politikerin hatte als rheinland-pfälzische Umweltministerin unmittelbar nach der Flutkatastrophe im Ahrtal, mit der sie sich von Amts wegen zu befassen hatte, für vier Wochen Erholung in Frankreich gesucht. Auch Lambrecht scheint inmitten einer geopolitischen Krise nach dem Motto gehandelt zu haben: Eigennutz vor Gemeinwohl.
Die Ferien an sich waren zu diesem Zeitpunkt ungeschickt; den Sohn zu durch Steuergeld vergünstigten Kosten bis kurz vor Sylt mitzunehmen und ihn öffentlich mit diesem Privileg protzen zu lassen, war eine Torheit ersten Ranges. Abzurechnen sind die Kosten eines vergleichbaren Fluges in der Economy-Klasse, rund 100 Euro, während die Flugbereitschaft mit über 5000 Euro pro Stunde zu Buche schlägt.
Nun steht ein böser Verdacht im Raum: Lambrecht habe die Flugbereitschaft der Bundeswehr für private Zwecke genutzt, einen Truppenbesuch vorgeschoben, um billig nach Sylt zu gelangen. Rund vierzig Kilometer liegen zwischen der Insel und dem Landeplatz. Auch ist ein Streit über die Frage entbrannt, ob die Ministerin die Kosten für den «Mitflug des Familienangehörigen» bereits erstattet habe. Erst hiess es aus dem Ministerium, dies sei geschehen, dann jedoch nur noch, die Übernahmeerklärung liege vor. Der SPD-Parteifreund Michael Roth geht sacht auf Distanz. Der Bundestagsabgeordnete sagte, es gebe keinen Grund zum Rücktritt, aber sehr wohl «noch ein paar offene Fragen».
Stark wiegt der Vorwurf, die Ministerin setze falsche Prioritäten und fremdele mit ihrer Aufgabe. Am 13. April tobte nicht nur der Ukraine-Krieg. Damals lag der Rücktritt Anne Spiegels vom Amt der Familienministerin zwei Tage zurück. Die Grünen-Politikerin hatte als rheinland-pfälzische Umweltministerin unmittelbar nach der Flutkatastrophe im Ahrtal, mit der sie sich von Amts wegen zu befassen hatte, für vier Wochen Erholung in Frankreich gesucht. Auch Lambrecht scheint inmitten einer geopolitischen Krise nach dem Motto gehandelt zu haben: Eigennutz vor Gemeinwohl.
Die Ferien an sich waren zu diesem Zeitpunkt ungeschickt; den Sohn zu durch Steuergeld vergünstigten Kosten bis kurz vor Sylt mitzunehmen und ihn öffentlich mit diesem Privileg protzen zu lassen, war eine Torheit ersten Ranges. Abzurechnen sind die Kosten eines vergleichbaren Fluges in der Economy-Klasse, rund 100 Euro, während die Flugbereitschaft mit über 5000 Euro pro Stunde zu Buche schlägt.
Während ihrer Zeit als
Bundesjustizministerin ließ Lambrecht sich bei insgesamt sieben
Auslandsreisen vom heute 21-jährigen Sohn begleiten. Im ZDF begründete
sie ihre Praxis mit dem Wunsch, «den Kontakt zum Kind
aufrechtzuerhalten». Es sei rechtlich alles korrekt gewesen. Dennoch
wolle sie es künftig anders halten.
Der Witz, über den niemand lacht
Wofür sich die Ministerin interessiert und wofür nicht, lässt eine eigenwillige Priorisierung erkennen. Als Lambrecht Ende April im Deutschen Bundestag zum Bericht der Wehrbeauftragten sprach, galt die leidenschaftlichste Passage dem Thema «Frauen in der Bundeswehr». Dass «der Anteil der Soldatinnen in der Truppe bei nur etwas mehr als 12 Prozent» liege, sei «klar zu wenig». Vielfalt in all ihren Dimensionen, erklärte Lambrecht, biete einen «ganz klaren praktischen Mehrwert».>
Bei vielfältigen Waffen für die überfallene Ukraine stand das Verteidigungsministerium hingegen lange auf der Bremse. Die in Aussicht gestellten 5000 Helme waren ein schlechter Witz, dann übernahm das Wirtschaftsministerium bei der Ausfuhr von Waffen die Führung, und als der Ringtausch ins Rollen kam, düpierte Lambrechts Haus die osteuropäischen Staaten mit altem statt modernem Gerät. Die Juristin ist ihrem Amt mangels Interesse und mangels Kompetenz nicht gewachsen. Christine Lambrecht fühlt sich sichtlich unwohl, wenn sie in Panzer steigen, militärische Dienstgrade benennen oder Waffenarten erklären muss.
Nur weil das Bild einer vielfältig überforderten Frau schon zu viele Striche hat, wird es durch die Helikopter-Affäre abgerundet. So altmodisch es klingen mag: Minister heißen Minister, weil sie Diener sind, Diener des Volkes. Niemand wird dazu gezwungen. Aber wer sich in die Pflicht nehmen lässt, sollte ihr genügen.
Lambrechts bevorzugter Landeplatz (Cicero) | |
Wofür sich die Ministerin interessiert und wofür nicht, lässt eine eigenwillige Priorisierung erkennen. Als Lambrecht Ende April im Deutschen Bundestag zum Bericht der Wehrbeauftragten sprach, galt die leidenschaftlichste Passage dem Thema «Frauen in der Bundeswehr». Dass «der Anteil der Soldatinnen in der Truppe bei nur etwas mehr als 12 Prozent» liege, sei «klar zu wenig». Vielfalt in all ihren Dimensionen, erklärte Lambrecht, biete einen «ganz klaren praktischen Mehrwert».>
Bei vielfältigen Waffen für die überfallene Ukraine stand das Verteidigungsministerium hingegen lange auf der Bremse. Die in Aussicht gestellten 5000 Helme waren ein schlechter Witz, dann übernahm das Wirtschaftsministerium bei der Ausfuhr von Waffen die Führung, und als der Ringtausch ins Rollen kam, düpierte Lambrechts Haus die osteuropäischen Staaten mit altem statt modernem Gerät. Die Juristin ist ihrem Amt mangels Interesse und mangels Kompetenz nicht gewachsen. Christine Lambrecht fühlt sich sichtlich unwohl, wenn sie in Panzer steigen, militärische Dienstgrade benennen oder Waffenarten erklären muss.
Nur weil das Bild einer vielfältig überforderten Frau schon zu viele Striche hat, wird es durch die Helikopter-Affäre abgerundet. So altmodisch es klingen mag: Minister heißen Minister, weil sie Diener sind, Diener des Volkes. Niemand wird dazu gezwungen. Aber wer sich in die Pflicht nehmen lässt, sollte ihr genügen.
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