02 September 2025

Sechs tote Kandidaten: Die AfD in Nordrhein-Westfalen sieht sich mit einer Häufung von Todesfällen konfrontiert (NZZ)

Sechs tote Kandidaten:
Die AfD in Nordrhein-Westfalen sieht sich mit einer Häufung von Todesfällen konfrontiert (NZZ)
Mitte September finden in dem deutschen Bundesland Kommunalwahlen statt. Mehrere AfD-Kandidaten sind jetzt kurz vorher verstorben. Die Polizei sieht keine Hinweise auf Fremdverschulden. In der Partei überzeugt das nicht alle.
Oliver Maksan, Berlin3 min
Am 14. September werden in Nordrhein-Westfalen neue Bürgermeister und Gemeinderäte gewählt. Die AfD erhofft sich in der einstigen SPD-Hochburg starke Zuwächse.
Im Vorfeld jedoch wird die Partei mit einer Häufung von Todesfällen konfrontiert. Sechs ihrer Kandidaten sind bis anhin verstorben. Bei zweien handelte es sich allerdings um Reservekandidaten, die jetzt nicht direkt zur Wahl standen. Die Polizei sieht bis anhin keine Anzeichen für ein Fremdverschulden. Ein in einem Fall standardmässig eingeleitetes Ermittlungsverfahren sei ebenfalls zu dem Ergebnis gekommen, dass kein Fremdverschulden vorliege, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Zu den genauen Todesursachen wollten sich die Behörden unter Verweis auf Persönlichkeitsrechte aber nicht äussern.
Suizid und Nierenversagen als Todesursache
Diese sind bei den beiden zuletzt verstorbenen Reservekandidaten laut Presseberichten aber bekannt. Einer von ihnen soll laut den Angaben Suizid begangen haben, ein anderer an Nierenversagen infolge einer schweren Vorerkrankung gestorben sein.
Die Parteiführung in Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland gibt sich derweil abwartend. So erklärte der stellvertretende Landeschef Kay Gottschalk, dass es derzeit keinen Grund zu Zweifeln an natürlichen Todesursachen gebe. Was ihm vorliege, «bestätigt zumindest diese Verdachtsmomente im Moment nicht», sagte Gottschalk, der auch Bundesvizechef ist, am Dienstag im Gespräch mit dem Portal «Politico». Dennoch wolle man die Fälle prüfen, «ohne gleich in ein verschwörungstheoretisches Fahrwasser zu kommen», so der Bundestagsabgeordnete. «Ich sage immer, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.»

Vertreter der Bundespartei nährten indes Zweifel an der Darstellung der Behörden. So hatte die Chefin der Bundespartei Alice Weidel am Sonntag ebenso knapp wie vielsagend die Aufmerksamkeit auf die Todesfälle gelenkt. «Vier AfD-Kandidaten gestorben», teilte sie auf dem sozialen Netzwerk X mit. Weidel nahm direkten Bezug auf einen Beitrag, in dem die Fälle als «statistisch fast unmöglich» bezeichnet wurden.

Der ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen stammende Thüringer Bundestagsabgeordnete Stephan Brandner wurde deutlicher. «Aus meiner Sicht ist es statistisch auffällig und zurzeit schwer erklärbar», wird der Bundestagsabgeordnete zitiert. «Ich habe bisher in meinem Leben noch nie gehört, dass in diesem Masse Politiker einer Partei in einem so kurzen Zeitraum vor einer Wahl versterben.»

Die Landeswahlleitung von Nordrhein-Westfalen verwies indes darauf, dass auch andere Parteien Todesfälle unter ihren Kandidaten zu verzeichnen hätten. Sie bestätigte damit Presseberichte über Todesfälle unter anderem bei der SPD und den Grünen. Zehn Todesfälle seien bekannt, vier davon beträfen die AfD, teilte ein Sprecher mit. Einen vollständigen Überblick habe man aber nicht. Es bestehe nämlich keine Meldeverpflichtung zu derartigen Fällen gegenüber der Landeswahlleiterin, zitiert der Westdeutsche Rundfunk den Sprecher. Anzeichen für eine signifikante Häufung von Todesfällen gebe es Stand jetzt aber nicht.

Auf die Wahl selbst wirken sich die Todesfälle in der AfD und bei anderen Parteien dennoch aus. So müssen in den betroffenen Wahlbezirken Stimmzettel kurzfristig neu gedruckt werden und Briefwähler neu wählen, da bereits ausgestellte Wahlscheine ihre Gültigkeit verloren haben.

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