Die Nichtregierungsorganisationen sollte man nur
mit ihrem Kürzel NGO benennen, denn dass sie nicht
Regierungsorganisationen sind, ist ein großer Schwindel. Sie vertreten
prinzipiell eine extreme Variante der rotgrünen Politik und werden dabei
großzügig mit Regierungsmitteln unterstützt. NGOs sind die indirekten
Gewalten der „Zivilgesellschaft“, die, ohne ein politisches Risiko
einzugehen oder sich demokratisch legitimieren zu müssen, zusammen mit
den Parteien den Staat gekapert haben. Der politische Gegner, also die
AfD, wird mit allen Mitteln unterdrückt, denn er ist moralisch korrupt.
Mit dem besten Gewissen von der Welt diffamiert man die Bösen, statt sie
zu überzeugen. Und das gilt auch dann, wenn die Bösen die Mehrheit
sind. Nach jakobinischer Logik kann nämlich eine Minderheit den
richtigen Willen haben. So hebelt man die Demokratie aus, um sie zu
retten.
Die neben der Entdemokratisierung zweite Entwicklung, die Deutschland in den Ruin treiben wird, ist die Deindustrialisierung. Auch hier ist Ludwigshafen beispielhaft. Die vergessene Stadt, eine Stadt zum Vergessen? Das gilt natürlich nicht für den Autor dieser Zeilen, der die ersten zwanzig Jahre seines Lebens hier verbracht hat. Auch wenn man berücksichtigt, dass man im Rückblick auf die eigene Jugend manches verklärt, ist doch unzweifelhaft, dass Ludwigshafen vor siebzig Jahren nicht die Katastrophe war, die es heute ist. Die Stadt war um die BASF herum gebaut. Diese große, erfolgreiche Chemiefabrik war verantwortlich für die Infrastruktur der Stadt. Sie war wie der schützende Vater, und man war stolz, hier zu arbeiten.
Wie sehr man sich als Ludwigshafener mit der BASF identifizierte, konnte man gerade auch an den Griechen, Italienern und Türken sehen. Sie waren die Gastarbeiter, die sehr gut integriert waren. Das konnte man vor allem daran sehen, dass sie zwar nicht gut Hochdeutsch, aber bestens Pfälzisch sprachen. Die Integration gelang durch Arbeit, durch Sport – und natürlich auch durch den Magen. Von Ausländerfeindlichkeit keine Spur. Sehr passend hieß der örtliche Fußballverein „Phönix Ludwigshafen“ – der mythische Vogel, der nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs aus der Asche aufstieg.
Wie schlimm es heute um Ludwigshafen bestellt ist, zeigt sich daran, dass diese klassische SPD-Arbeiterstadt bei der Oberbürgermeisterwahl wohl dem AfD-Kandidaten die meisten Stimmen geben würde. Das ist, wie bei fast allen AfD-Wählern in Deutschland, die blanke Notwehr. Für das dystopische Bild von der Zukunft Deutschlands ist die Deindustrialisierung letztlich ausschlaggebend. In Ludwigshafen zeigt sich das besonders deutlich im Niedergang, im schrittweisen Abbau und der internationalen Verlagerung der BASF. Noch viel sichtbarer sind die Prozesse der Islamisierung und Ghettoisierung, vor allem auch das Anwachsen der Clan-Kriminalität. „Die hässlichste Stadt Deutschlands“ – so der „Spiegel“ schon vor Jahrzehnten – ist ein Konglomerat von Problemzonen, die total vermüllt und verwahrlost sind. Wer Geld genug hat, zieht sich an die Weinstraße zurück und pendelt.
Natürlich ist das nicht von heute auf morgen geschehen. Aber die „Parteien der Mitte“ haben alle Probleme mit Gutmenschen-Attitüden dissimuliert, das heißt, sie haben so getan, als ob es nichts zu sehen gäbe. Herrn Paul von der Wahl auszuschließen, ist ein passendes Symbol für diese politische Realitätsflucht. Insofern ist der Oberbürgermeisterin zu danken, dass sie Licht auf die vergessene Stadt geworfen hat. Was hier geschieht, droht uns allen.
Norbert Bolz ist emeritierter Professor für Medienwissenschaften.
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