Doch die Apologeten des Status quo lassen diesen Einspruch nicht gelten. Das Erschreckende am Ergebnis von Ludwigshafen ist das gemeinhinnige Schulterzucken – über eine derartige Erosion der Demokratie. Fast mit Erleichterung nimmt man im bürgerlichen Lager zur Kenntnis, dass am Ende ja doch die CDU vor der SPD liegt und sonst nur noch die Clowns von Volt und irgendeiner Ein-Mann-Partei im Rennen waren. So geht das politische Establishment zur Tagesordnung über – obwohl die Bürger von Ludwigshafen doch unmissverständlich gezeigt haben, dass dieses Angebot für sie indiskutabel ist.
Ludwigshafen
steht für das Scheitern der Berliner Republik an den realen Problemen
der Menschen. Die Migration hat dort Elendsviertel hervorgebracht –
Lebensräume, in denen die etablierten Eliten ganz sicher nicht wohnen,
in denen aber diejenigen wohnen, die der Politik mit ihrer Stimmabgabe
wohl gerne einen Denkzettel erteilt hätten. Doch diesen Denkzettel
können sie sich nun „sonst wohin stecken“ – entweder, weil die AfD den
falschen Kandidaten aufgestellt hat, oder aber, weil bei der Abwägung
machtpolitischer Interessen auch andere Faktoren über das demokratische
Aufgebot entschieden haben. Man muss dabei weder den Wahlausschuss der
Stadt Ludwigshafen dämonisieren noch den Verfassungsschutz, um zu der
Einsicht zu gelangen, dass diese Nicht-Zulassung des AfD-Manns ein
Eigentor war.
Ludwigshafen ist eine Stadt im freien Fall. Seit Jahren wächst der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger, und da sind die Deutschen mit Migrationshintergrund noch gar nicht mitgerechnet: In der aktuellen Kriminalitätsstatistik der Stadt (2024) liegt der Anteil bei 47,3 Prozent, im Jahr davor betrug der Anteil 45,5 Prozent. Die Glücksversprechen der Bonner Republik gelten, auch dank der Deindustrialisierung von BASF, nur mehr bedingt. Die Wachstumsgaranten schwächeln oder fahren gegen die Wand. Und all jene, die erleben, dass nichts mehr so funktioniert, wie sie es kannten, die ihre Kinder in Schulklassen schicken müssen, in denen Bildung unwahrscheinlich ist – sie alle wollen keine Fortschreibung des Status quo, sondern einen Neustart.
Diese Menschen können die Sonntagsreden der oberen gebildeten Mittelschicht nicht mehr ertragen. Reden, in denen weltanschauliche Hobbys gepflegt werden, während die Fundamente des Wohlstands erodieren. Und so ist es mit diesem Leitartikel wie mit jenen Sonntagsreden: Man hat das alles schon tausendmal gesagt und gehört. Man setzt auf Einsicht, man hofft auf jemanden, der fähig wäre zu reagieren. Aber beides fehlt.
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