Billig, bequem, besser -
Die Ironie könnte bitterer kaum sein:
- Deutschland und die EU verschärfen fortwährend Umweltauflagen. Produkte aus Fernost produziert unter Bedingungen, die hierzulande undenkbar wären, strömen dafür zollfrei ins Land.
- Deutschlands Politiker und Gewerkschafter predigen Arbeitnehmerrechte. Die Bürger kaufen dafür Ware, bei der niemand nach fairen Löhnen oder Arbeitsbedingungen fragt.
- Die Politik spricht von europäischer Souveränität. Die Bürger liefern Geld und Daten nach China.
- Wirtschaftlich: Geld und Wertschöpfung fließen nach China. Gleichzeitig werden heimische Anbieter verdrängt.
- Gesellschaftlich: Wir halten uns selbst zum Narren, indem wir Nachhaltigkeit predigen, aber in der Praxis genau das Gegenteil machen.
- Kulturell: weil sie preislich mit China nicht mithalten können, werden Europäische Innovationen ignoriert oder aus dem Markt gedrängt.
Wer die Meinung vertritt, dass diese Entwicklung nur ein temporärer Trend ist, leidet unter Realitätsverlust. Temu ist nicht die Ausnahme. Temu ist die Blaupause für das, was auf uns in atemberaubender Geschwindigkeit zurollt.
Die Rolle der Politik: Realitätsverweigerung
Die EU-Politik feiert sich für das Lieferkettengesetz, CO₂-Bepreisung
und immer neue Bürokratiemonster. Chinesische Plattformen rollen den
Markt auf. In der EU und insbesondere in Deutschland werden Unternehmen
systematisch stranguliert, anstatt Standortbedingungen zu verbessern.
Energiepreise liegen weit über internationalem Niveau. Bürokratie wächst
unvermindert, anstatt endlich radikal abgebaut zu werden. Investitionen
werden durch politische Unsicherheit blockiert. Und währenddessen
predigen Ministerinnen und Minister weltweit hehre Ziele. Sie merken
dabei nicht, dass die Basis unseres Wohlstands – kurzum die industrielle
und digitale Wertschöpfung – schleichend zerbricht.
Ein Kontinent ohne Selbstvertrauen
Es ist nicht China, das Europas digitale Zukunft zerstört. Europa und Deutschland vorneweg zerstört sie selbst. Wir haben Weltklasse-Ingenieure, -Kreative und -Unternehmer. Doch wir lassen sie gegen Mauern aus Bürokratie, Abgaben und politischer Ideologie anrennen und wundern uns dann, wenn immer mehr Hochqualifizierte ihr Glück im Ausland suchen.
China investiert, skaliert und expandiert. Deutschland und die EU diskutieren über Verbote, Abgaben, Regulierungen, neue Steuern und Abgaben und Quoten. Die USA fördern ihre Tech-Giganten. Deutschland und die EU strangulieren ihre Unternehmen mit Regulierungen und steuerlichen Belastungen.
Temu ist kein kurzfristiger Hype, sondern ein Menetekel
Temu
zeigt herrlich deutlich, wie bereitwillig die Europäer für ein paar
Euro Ersparnis ihre Werte, ihre Industrie und ihre Zukunft opfern. Die
bittere Wahrheit lautet, dass nicht China Deutschland zerstört, sondern
Deutschland sich selbst. Aus moralischer Überheblichkeit und politischer
Kurzsichtigkeit. Aus der Gier nach dem billigsten Angebot. Wenn wir so
weitermachen, wird der „Standort Deutschland“ bald nur noch eine
historische Fußnote sein. Die digitale Zukunft wird längst in China und
den USA entschieden.
Über Matthias Weik
Unser Gastautor Matthias Weik befasst
sich seit über zwei Jahrzehnten mit den Themen Finanzen, Wirtschaft und
KI. Er zählt seit Jahren, mit sechs Bestsellern in Folge, zu den
verlässlichsten Bestseller-Autoren im Bereich Wirtschaft und Finanzen.
Im Jahr 2023 erschien sein jüngstes Buch „Die Abrechnung“.
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