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Die Justiz ist am Nichtfunktionieren des Staates mitschuldig (Cicero)
Einer der übelsten Bosse der organisierten
Kriminalität wird freigelassen, weil das Frankfurter Oberlandesgericht
ihm ein Verfahren in der Türkei ersparen will. Solche „Grundsätze“
zerstören nicht nur das Vertrauen der Bürger, sondern den Staat selbst.
VON FERDINAND KNAUSS am 3. September 2025 5 min„Der Staat funktioniert nicht mehr gut.“ Die Feststellung von Andreas Voßkuhle,
ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts, ist längst
Allgemeingut. Bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen wie bei
allen anderen in Deutschland ist dieses Empfinden eine Art Tiefensound.
Ministerpräsident Hendrik Wüst bestätigte das indirekt, indem
er bei seinem Auftritt mit Bundeskanzler Friedrich Merz in Münster
betonte, dass die Bürger in den Kommunen unmittelbar sähen, wie und ob
der Staat funktioniert.
Ein in der politischen Debatte und in der von Voßkuhle geleiteten „Initiative für einen handlungsfähigen Staat“
weitgehend ignoriertes Zentrum des Nicht-mehr-Funktionierens in unserem
Staat ist Voßkuhles eigenes Metier, die Rechtsprechung. Deutsche
Richter trafen in jüngerer Zeit zahlreiche Entscheidungen, die nicht nur
dem Gerechtigkeitsempfinden der meisten Menschen radikal widersprachen
und somit die Achtung der Bürger vor der Justiz und dem Rechtsstaat
schadeten, sondern die tatsächlich dazu geeignet sind, den Bürgern und
damit dem Gemeinwesen unmittelbar zu schaden.
Jüngstes, haarsträubendes Beispiel: Die Generalstaatsanwaltschaft
Frankfurt am Main hat in Einvernehmen mit dem dortigen Oberlandesgericht
einen mutmaßlichen türkischen Mafia-Chef nach seiner Festnahme wieder
freigelassen. Tagesschau.de
schreibt über Ismail A.: „Laut türkischen Medien ist er Anführer der
Gruppierung ‚Casperler‘. Demnach werfen türkische Behörden der Gruppe
insgesamt 116 Straftaten vor – darunter Mord, schwerer Raub,
Drogenhandel, Prostitution und Freiheitsberaubung. Im Juli fanden den
Medienberichten zufolge umfangreiche Razzien gegen die Gruppierung
statt.“ In mehreren europäischen Staaten wird gegen ihn ermittelt.
Dieser
Mann ist also offenkundig einer der übelsten Gewaltverbrecher der
Türkei und Europas, der mit Interpol-Haftbefehl gesucht wird. Er ging
der deutschen Polizei auf einer hessischen Autobahnraststätte in die
Falle. Vier Tage nach der Festnahme ist der Mann allerdings aus der
„Festhaltehaft“ entlassen worden. Im Klartext: Der Mafiaboss ist wieder
frei, alle Fahndungarbeit und der für die Polizisten hochgefährliche
Einsatz waren umsonst.