Friedrich Merz
Der Verrat
Es dürfte wohl die schnellste Rehabilitierung eines in Wahlen gescheiterten Politikers der Nachkriegsgeschichte sein: Zwei Wochen nach der Wahl hat die von Friedrich Merz geführte Union die schwäbische Hausfrau vor den Koalitionsbus geworfen – und man kann langsam erahnen, welch titanische Leistung von Finanzminister Christian Lindner und seiner FDP es war, gegen zwei linke Parteien auf ökonomische Nachhaltigkeit zu bestehen.
Die Sozialdemokraten sind seit den letzten Minireformen von Gerhard Schröder, die verdienstvoll und wirksam waren, phobisch geworden, weil sie für ihren staatsmännischen Mut einen bitteren Preis bezahlt haben. Den Genossen kann man zumindest nicht den Vorwurf machen, dass sie es nicht versucht hätten. Allerdings rührt der Abwärtstrend der Partei seitdem auch aus einer Aneinanderreihung katastrophaler sozialpolitischer Fehlentscheidungen.
Willkommen in der Lira-Welt
Jetzt kommt es in der KleiKo, der nur noch sehr kleinen Koalition aus CDU/CSU und SPD,
zu einer Schulden-Kernfusion zweier im Kern etatistischer,
sozialdemokratischer Parteien. Das wird den Abwärtstrend der deutschen
Wirtschaft verstärken, und damit verliert Deutschland – wie der Ökonom Lars Feld betont
– „seine Funktion als sicherer Hafen für Anleihegläubiger“. Wir leben
künftig in einer Lira-Welt. Viel Spaß damit, liebe schwäbische
Hausfrauen (die fränkischen sehen das übrigens ähnlich).
Die letzte Rettung wäre für die Union, diesen schändlichen Tod der Schuldenbremse mit brachialen und schmerzhaften Einschnitten im vollkommen überdimensionierten Sozialetat zu kontern: Eine radikale Strukturreform bei den konsumtiven Sozialausgaben des Staates müsste die Grundlage für den Deal mit den Sozialdemokraten sein.
Aber selbst die anständigen und klartextfähigen Zukunftsdenker der Union, etwa JU-Chef Johannes Winkel, wissen, dass dieser harte Schlag für die Generationengerechtigkeit eine ganz andere Botschaft sendet: „Lieber bequeme Schulden als unbequeme Reformen“. Leider wahr.
Als CDU-Wähler fühle ich mich verraten.
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