Ob sich die Leute, die von Klimaneutralität sprechen, mal angesehen haben, welchen CO₂-Fußabdruck ein Panzer hinterlässt? Oder wie klimaverträglich die Granaten und Artilleriegeschosse sind, deren Kauf der Bundestag am Dienstag ebenfalls beschlossen hat?
Klimaschutz ist ein Unsinnswort allererster Güte
Selbst ein Windrad ist alles andere als klimaneutral. In Wahrheit hinterlässt es beim Aufbau eine ziemliche Sauerei. Zunächst muss ein gigantisches Loch gebuddelt werden, um den Mast im Boden zu verankern. Dann wird in dem Loch eine Stahlarmierung versenkt, die selbst dem Atlantikwall zur Ehre gereicht hätte. Und zum Schluss wird das Ganze noch mit Unmengen an Beton zugeschüttet.Vermutlich ist mit klimaneutral gemeint, dass eines schönen Tages alles, was man am Anfang an CO₂ in die Luft pustet, durch das aufgewogen wird, was man dann wieder einspart. Aber das klingt halt nicht so schön.
Die grüne Bewegung war schon immer groß
darin, Begriffe zu erfinden, bei denen man besser nicht so genau
nachfragen sollte, was sie eigentlich bedeuten. Auch Klimaschutz ist
genau besehen ein Unsinnswort allererster Güte. Klima gab es schon, als
die Erde so heiß war, dass nicht ein Grashalm auf ihr existierte. Und es
wird auch noch Klima geben, wenn der letzte Mensch seinen Atem
ausgehaucht hat.
Haustiere haben ebenfalls eine ziemlich miese Klimabilanz
Zyniker
haben darauf hingewiesen, dass der nachhaltigste Weg zum Erreichen der
Klimaziele die Eliminierung der menschlichen Rasse wäre. Der besonders
konsequente Teil der grünen Bewegung ruft deshalb dazu auf, die
Fortpflanzung einzustellen.
Haustiere haben übrigens ebenfalls
eine ziemlich miese Klimabilanz, weshalb auch die Aufzucht von
Vierbeinern mit Skepsis zu sehen ist. Allein die 500 Millionen
Hundekotbeutel, die jedes Jahr im Müll landen: ein Wahnsinn! Vom Gepupse
der armen Schweine, Hühner und Rinder gar nicht zu reden.
Viele
Wähler haben mit der Bundestagswahl die Hoffnung verbunden, dass die
neue Regierung zur Anerkennung der Realität zurückfindet. Das war ja das
zentrale Versprechen, das Friedrich Merz abgegeben hat: Schluss mit dem
weiteren Bau am deutschen Wolkenkuckucksheim. Dafür hat er am 23.
Februar einen Regierungsauftrag bekommen. Vieles deutet allerdings
darauf hin, dass alles so weiterläuft.
Fünf Jahre Klimaneutralitätsvorsprung: 750 Milliarden Euro
Es
gibt aus gutem Grund kein Land der Welt, das sich Klimaneutralität bis
2045 zum Ziel gesetzt hat. Die Chinesen versprechen 2060, die Inder
2070. Selbst die EU-Kommission, die alles umarmt, was positive
Schlagzeilen verspricht, hat in ihren Papieren erst 2050 als Datum
genannt.
Die fünf Jahre, die wir in Deutschland schneller sein
wollen, haben ihren Preis. Unser ehemaliger Finanzminister Christian
Lindner hat neulich bei „Maischberger“ Gutachten zitiert, wonach diese
fünf Jahre Vorsprung uns bis zu 750 Milliarden Euro kosten werden. Neben
Lindner saß die SPD-Vorsitzende Saskia Esken – sie hat, so wie ich das
sehen konnte, nicht widersprochen.
Wenn es denn wenigstens etwas
nützen würde, aber selbst das steht in den Sternen. Keine politische
Bewegung argumentiert so kosmopolitisch wie die Ökobewegung. Dass
Emissionen nicht an der Landesgrenze haltmachen, ist allerdings eine
ebenso richtige wie folgenlose Feststellung.
Klima entsteht
weltweit, nicht lokal, so sehr wir uns auch anstrengen mögen. Was
Deutschland an Schadstoffen in den fünf Jahren einspart, kann zudem
umgehend von Polen, Frankreich und Italien genutzt werden. Wie man
sieht, verlaufen Erkenntnis und Handeln nicht immer parallel.
Aus Klimasicht: KI sofort verbieten
Meine
Frau hat mich neulich mit der Nachricht überrascht, dass ChatGPT jeden
Monat so viel Kohlendioxid wie 260 Transatlantikflüge freisetzt. Dazu
kommt der enorme Wasserverbrauch zur Kühlung der Rechenzentren: Mit
jeder Anfrage verschüttet man eine ganze Flasche. Ich wollte das erst
nicht glauben. Aber sie hat recht, wie eine (klimaschädliche)
Google-Anfrage ergab. Unter Klimagesichtspunkten müsste jede Verwendung
von KI sofort verboten werden.
chon jetzt ist der Strombedarf für all
die wunderbaren Apps, an die wir uns gewöhnt haben, enorm. Innerhalb
der nächsten fünf Jahre wird sich der digitale Stromverbrauch nach einer
McKinsey-Studie auf mehr als 150 Terawattstunden verdreifachen, das
entspricht einem Drittel des gesamten deutschen Verbrauchs.
Komischerweise
habe ich noch nie einen Antrag der Grünen Jugend gesehen, die Handys
wegzuwerfen und Social Media zu entsagen. Unzweifelhaft würde
App-Shaming sehr viel mehr bringen als Flugscham. Dennoch werden bis
heute Flugbahnen lahmgelegt und nicht Apple Stores.
Weiß das Wirtschaftsministerium, wie Stahlproduktion aussieht?
Bis
vor Kurzem lautete der Ausweg: Wasserstoff aus Norwegen. Das war der
Traum, der beides zu vereinen schien – saubere Umwelt bei gleichzeitigem
Fortschritt. Aber auch diese Blase ist geplatzt, seit Norwegen
erklärte, dass es kein Interesse mehr am Bau einer Pipeline habe. Man
habe das Ganze durchgerechnet, es rentiere sich einfach nicht.
In
den USA denken sie über den massiven Ausbau der Kernenergie nach, um
den Energiehunger der Digitalwirtschaft zu stillen. Aber auch der Weg
ist bei uns verschlossen.
Es gibt jetzt eine neue Idee: Die
Industrie richtet ihre Produktion nach dem Stand der Sonne aus und der
Kraft des Windes. Das heißt, wenn beim grünen Strom Flaute herrscht,
wird runtergefahren.
Ob sie im Wirtschaftsministerium, wo diese Idee
geboren wurde, wissen, wie Stahlproduktion aussieht oder die Herstellung
von Glas? Da gibt es leider keinen Ein- und Ausschalter. Wenn man eine
Walzstraße runterfährt, ist sie hin, und zwar für immer. Flatterstrom
ist da nicht vorgesehen.
Komplette Industrieabwanderung ist nur noch eine Frage der Zeit
Schon
jetzt sind die Schleifspuren der sogenannten Energiewende beachtlich.
Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Grundstoffindustrie
komplett das Land verlassen hat, weil sich die Produktion in Deutschland
nicht mehr lohnt. Danach kommen dann die Stahlunternehmen, die
Zementfabriken, die Papier- und Glashersteller.
Man kann sich auf
den Standpunkt stellen, dass man solche energieintensive Branchen
ohnehin nicht mehr im Land haben will. Aber erstens widerspricht das dem
neuen Mantra, wonach wir uns von Ländern wie China und den USA weniger
abhängig machen wollen. Und zweitens wird ja nicht eine Tonne Stahl
weniger produziert, nur weil wir in Deutschland beschlossen haben, dass
wir Stahlproduktion zu dreckig finden.
Ich habe neulich mit einem
Stahlhändler gesprochen. Was er nicht mehr von Thyssenkrupp bezieht,
importiert er jetzt aus Indien. Als ich ihn fragte, wie denn dort
ökologisch gesehen die Produktionsbedingungen seien, lachte er nur laut
auf.
Klimaneutralität und eine prosperierende Marktwirtschaft passen nicht zusammen
Wird
es jetzt besser? Daran darf man Zweifel haben. Jeder, der sich mit der
Sache näher befasst, weiß, dass es auch im Jahr 2050 keine
Klimaneutralität geben kann, jedenfalls nicht unter den Bedingungen
einer prosperierenden Marktwirtschaft. Und dass es ohne Wachstum geht,
daran glauben nur Leute, die auch meinen, dass die Sonne keine Rechnung
schickt.
Vielleicht gehen die Neuen in der Regierung aber auch
einfach davon aus, dass Papier geduldig ist. Dass man halt ins
Grundgesetz reinschreibt, was gerade en vogue ist, und es dann wieder
rausnimmt, wenn sich die Zeiten ändern. Das wäre ein erstaunlich laxer
Umgang mit der Verfassung.
Doch wer weiß, vielleicht hat
Friedrich Merz ja ein ähnlich entspanntes Verhältnis zum Grundgesetz,
wie er es zu seinen Ankündigungen vor der Wahl hatte. Das wäre, was die
Klimaneutralität angeht, nicht das Schlechteste.
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