Warum Elon Musk auf die AfD setzt – und warum er dabei irrt (WELT+) 27.12.2024
Nicht nur die Europäische Union als Garant für die volkswirtschaftliche Stabilität Deutschlands stellt die AfD infrage, sondern auch das Verhältnis zu unserem wichtigsten transatlantischen Partner in der Handels- und Sicherheitspolitik. „Die geopolitischen und ökonomischen Interessen der USA unterscheiden sich in zunehmendem Maße von denen Deutschlands und anderer europäischer Staaten“, heißt es wörtlich im Wahlprogramm der AfD.
Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Im Jahr 2023 gingen knapp zehn Prozent der deutschen Exporte in die USA, der höchste Wert seit mehr als 20 Jahren. Ist es nicht in Deutschlands Interesse, dass die USA der wichtigste Abnehmer deutscher Exporte bleiben? Andersherum gehören die USA zu den drei wichtigsten Importländern Deutschlands. Möchte Elon Musk nicht, dass auch zukünftig viele Teslas über Deutschlands Autobahnen rollen?
Statt auf die seit Konrad Adenauer für Deutschlands Wohlstand und Sicherheit segensreiche Westbindung zu setzen, sucht die AfD die Annäherung an Russland. Eine Verurteilung des Angriffskrieges gegen die Ukraine sucht man im Wahlprogramm vergeblich, stattdessen wird die „Wiederherstellung des ungestörten Handels mit Russland“ gefordert, zu der „die sofortige Aufhebung der Wirtschaftssanktionen gegen Russland sowie die Instandsetzung der Nord Stream Leitungen“ gehören. Doch eine Rückkehr in die Abhängigkeit von Putins Gas wird Deutschland nicht retten – ganz im Gegenteil, sie würde Deutschlands Energiesicherheit erneut gefährden.
Auch für China findet die AfD freundlichere Worte als für die USA: „Das Verhältnis zur Volksrepublik China muss sich an den realpolitischen Interessen Deutschlands orientieren.“ Gemeint ist Appeasement gegenüber Peking. Donald Trump, der China als größten systemischen Rivalen der USA ausgemacht hat, dürfte wenig Begeisterung für diese Art von „Deutschland-Rettung“ übrighaben.
In der Migrationspolitik sieht Musk in der AfD die Lösung. Tatsächlich hat Deutschland mit außer Kontrolle geratener Zuwanderung zu kämpfen. Doch die AfD irrlichtert mit unrealistischen Remigrationsplänen für Millionen Menschen. Dagegen ist die CDU unter Friedrich Merz aufgewacht und will eine Abkehr von Merkels unkontrollierter Gutmenschenpolitik vollziehen. Dafür hat sie ihre Haltung deutlich verschärft, fordert Zurückweisungen an den Grenzen und schnellere Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber. Solche Maßnahmen zeigen, dass es Alternativen gibt zu den rechtsextremen Positionen der AfD.
Wenn Musk die Einordnung der AfD als rechtsextrem für „eindeutig falsch“ hält, macht er einen kapitalen Fehler. Die AfD ist eben nicht nur Alice Weidel, sondern auch Björn Höcke. Dieser darf per Gerichtsurteil als rechtsextrem bezeichnet werden. Höcke wurde zudem wegen der Verwendung einer verbotenen Nazi-Parole mehrfach verurteilt. „Alles für Deutschland!“ – klingt nach Hitler! Die AfD mit ihrem Höcke-Flügel, ihrer Anbiederung an Russland und China und ihrer Ablehnung von Amerika und EU ist keineswegs „der letzte Funke Hoffnung für dieses Land“, wie Elon Musk schreibt. Sie ist eine Gefahr für unsere Werte und unsere Wirtschaft. Auch ein Genie kann sich irren.
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