19 Dezember 2024

Die Grünen und die Öffentlich-Rechtlichen - Ziemlich beste Freunde (Cicero) Teil 2

"Die AFD inhaltlich stellen - War da was? Wer schon Angst vor Alice Weidel hat, dem sollten wir es nicht zumuten, als Kanzler mit Putin und Xi verhandeln zu müssen."
Die Grünen und die Öffentlich-Rechtlichen
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Ziemlich beste Freunde (Cicero)
Den Öffentlich-Rechtlichen mangelt es zu häufig an kritischer Distanz zu den Grünen. Kein Wunder, dass das „Habeck4Kanzler“-Milieu durchdreht, wenn es bei ARD und ZDF mal nicht läuft, wie sie das gerne hätten. Das nennt sich Konditionierung.
VON BEN KRISCHKE am 18. Dezember 2024 3 min
Teil 2 - Zum Kanzlerduell im TV
Eine bodenlose Frechheit 
Wie selbstverständlich es im linksgrünen Milieu mittlerweile ist, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk im Prinzip Teil der eigenen Öffentlichkeitsarbeit ist, zeigt sich noch an einem zweiten Fall, der derzeit ebenfalls für Furore sorgt. Nämlich die – aus Sicht der Grünen und ihrer Unterstützer – Frechheit, dass Robert Habeck nicht zum ARD/ZDF-Kanzlerduell zwischen Friedrich Merz und Olaf Scholz im Januar eingeladen wurde. 
„ARD & ZDF greifen mit dem Duell Scholz/Merz in einen offenen Wahlkampf ein. Es braucht Chancengleichheit: 2021 gab es zu Recht ein Triell. Wer die Realität der Regierungsoptionen abbilden will, kann kein Duell aufsetzen“, kommentiert den Vorgang die Grünen-Bundesvorsitzende Franziska Brantner auf X. Und ihr Co-Vorsitzender Felix Banaszak findet: „Kanzler wird nicht, wer am Zaun rüttelt, sondern wer es schafft, eine Koalition mit Mehrheit im Deutschen Bundestag zu bilden und diese anzuführen. Die Chance darauf haben Friedrich Merz, Olaf Scholz und Robert Habeck. Das sollten ARD & ZDF in ihren Wahlformaten abbilden.“
Nun lässt sich über den Sinn und Unsinn solcher TV-Duelle lange diskutieren. Ebenso wie über die gebotenen Zusammensetzungen der jeweiligen Runden. Sollte sich eine Redaktion nach den Umfragen richten? Oder nach den tatsächlichen Chancen? Wäre ein Triell aus SPD, Grünen und Union der richtige Weg? Oder wäre das für Friedrich Merz eine unfaire Konstellation, weil dann im Prinzip zwei Parteien gegen eine stehen würden? Und was ist eigentlich mit der AfD und ihrer Kanzlerkandidatin Alice Weidel? 
Schon klar, Weidel wird nach den Bundestagswahlen keine Mehrheiten finden, um tatsächlich Kanzlerin zu werden. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die AfD in Umfragen derzeit mit deutlichem Abstand auf ihre Verfolger zweitstärkste Kraft ist. Und zur Wahrheit gehört obendrein, dass Robert Habeck bereits verlauten ließ, dass er einer Einladung zu einem Duell mit Alice Weidel nicht folgen wird. Um es mit den Worten des Welt-Kolumnisten Don Alphonso auszudrücken: Leute wegen „Schwachkopf“ anzeigen / Führung beanspruchen / Vor einer Frau davonlaufen.
Das nennt sich Pressefreiheit
ARD und ZDF jedenfalls haben sich für die Duell-Variante entschieden, also dafür, dass der amtierende Bundeskanzler gegen seinen größten Konkurrenten um das Kanzleramt antreten soll. Pragmatisch betrachtet macht das nicht weniger Sinn als andere Varianten, für die es ebenso gute und schlechte Argumente gibt. Das ist, wie schon beim Berbner-Kommentar, eben Ansichtssache. Aber vor allem haben die Redaktion und die Moderatoren – hier Sandra Maischberger (ARD) und Maybrit Illner (ZDF) – am Ende zu entscheiden, welche Konstellation es werden soll. Das nennt sich Pressefreiheit.

Dennoch trommeln die Grünen und ihre Unterstützer nun seit Tagen in den sozialen Netzwerken dafür, dass auch Robert Habeck eingeladen werden sollte. Wobei „trommeln“ hier maßlos untertrieben ist. Viel mehr bombardieren die Grünen und ihre Unterstützer die beiden Sender ARD und ZDF sowie die beiden Moderatorinnen Illner und Maischberger mit ihrer Forderung immer und immer wieder. Es wird also offensichtlich versucht, die Verantwortlichen so lange unter Druck zu setzen, bis die endlich einknicken. 

Die grüne Erwartungshaltung

Aus Sicht der Grünen und ihrer Unterstützer mag das als Engagement für die gute, weil die grüne Sache durchgehen. Tatsache ist allerdings auch: Wieder einmal respektieren jene, die angeblich die Demokratie retten wollen, ein demokratisches Grundprinzip – die Pressefreiheit nämlich – nicht, weil seine praktische Umsetzung in vorliegendem Fall ein Nachteil für die Partei ist. Die Krux an der Sache: Auch RTL plant ein TV-Duell zwischen Scholz und Merz, womit auch der Privatsender darauf verzichtet, Robert Habeck ebenfalls einzuladen. Nur regt man sich darüber bei den Grünen nicht auf.
Wenn Sie mich fragen, zeigt das vor allem eines: Die Grünen finden es total normal, ARD und ZDF offensiv in die Programmgestaltung reinzureden, weil sie über Jahre hinweg die Erfahrung gemacht haben, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk entscheidender Teil ihrer Einflusssphäre ist; gewissermaßen eine verlängerte Pressestelle grüner Politik. Nicht überall. Nicht permanent. Aber doch in weiten Teilen. Und je enger die Freundschaft, desto größer die Enttäuschung, wenn der Freundschaftsdienst ausbleibt. Das ist nur menschlich. Aber – wie schon beim Berbner-Kommentar – nicht gerade schmeichelhaft für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Denn die grüne Erwartungshaltung, wenn es um ARD und ZDF geht, kommt ja nicht aus dem nichts.

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