13 Dezember 2024

Deutsche Energiepolitik - Ideologisch, egoistisch und rücksichtslos (Cicero)

Deutsche Energiepolitik
- Ideologisch, egoistisch und rücksichtslos (Cicero)
Überall auf der Welt wird die Energiepolitik von der Physik geleitet – nur nicht hierzulande. Jetzt äußern Schweden und Norwegen lautstark ihren Unmut über Deutschland – weil unser Ausstieg aus der Kernenergie die dortigen Strompreise explodieren lässt.
VON STAFFAN REVEMAN am 13. Dezember 2024, 4 min
Alle Probleme, die wir in Deutschland mit elektrischer Energie haben, waren vorhersehbar und hätten vermieden werden können. „Wir haben kein Stromproblem – wir haben ein Gasproblem“, sagte der Wirtschaftsminister vor zwei Jahren, als er die Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke beschloss, die etwa so viel Strom produzierten, wie ganz Dänemark verbraucht.
Jetzt merkt auch unser Wirtschaftsminister, dass die größte Industrienation Europas in einer tiefen Krise steckt, einer energiebedingten Wirtschaftskrise. Er und der Bundeskanzler wollen die Strompreise für die Industrie weiter subventionieren, was, da sich die Stromkosten nicht ändern, sehr teuer wird. Auch die Wettbewerbsfähigkeit wird sich nicht verbessern, sie wird in einen Zustand der künstlichen Beatmung versetzt.
Auch wenn die Wind- und Solarenergie weiter ausgebaut wird, bleibt das Problem, dass diese Stromquellen wetterabhängig sind. Mehr als 2,6 Millionen Photovoltaikanlagen und gut 30.000 Windkraftanlagen wurden bisher installiert. Zu oft liefern sie fast nichts, was wir derzeit deutlich erleben können.
Hunderte von Milliarden Euro wurden investiert, und es werden noch viel mehr investiert werden, um Deutschlands Traum von einer „grünen“ Zukunft zu verwirklichen, die keineswegs garantiert ist. Das Land ist in eine esoterische Falle geraten.
„Ich bin wütend auf die Deutschen“, sagt Schwedens Energieministerin
In den nordischen Ländern spricht man lieber von fossilfreiem oder fossilarmem Strom. Sie konzentrieren sich auf den Verzicht auf Kohle und Gas. Norwegen erwägt, die Stromexporte nach Dänemark und möglicherweise auch nach Deutschland und dem Vereinigten Königreich zu kürzen. In Norwegen werden große Datenzentren gebaut, die erhebliche Mengen an Strom benötigen. Schweden hat sich bereits gegen eine weitere Verbindungsleitung nach Deutschland ausgesprochen. Schweden möchte lieber seine Wertschöpfung im eigenen Land erhöhen, da dies wirtschaftlicher ist als der Export von Strom. Die Schweden stellen um auf eine fossilfreie Stahlproduktion, dekarbonisieren die Industrie und betreiben digitale Infrastrukturen.

Die skandinavischen Länder sind allgemein der Auffassung, dass die deutsche Energiepolitik völlig fehlgeleitet, ideologisch, egoistisch und rücksichtslos ist. Die energiebedingte Wirtschaftskrise, in der sich Deutschland befindet, gibt Anlass zur Sorge.

In Deutschland ist es häufig windstill, was auch die südlichen Strompreiszonen 3 und 4 in Schweden betrifft. Die stellvertretende schwedische Ministerpräsidentin und Energieministerin Ebba Busch nutzt in die Medien die Gelegenheit, um Deutschland für den Ausstieg aus der Kernenergie zu kritisieren.

„Ich bin wütend auf die Deutschen“, sagt Busch: „Es ist auch so, dass sie in Deutschland keine Strompreiszonen einführen, was bedeutet, dass wir viel stärker von der unverantwortlichen Strompolitik in Deutschland betroffen sind.“

Wir erwarten von den Nachbarländern, dass sie Stromlieferungen beisteuern

Während die schwache Wind- und Solarstromproduktion in Deutschland die schwedischen Strompreise auf ein Niveau ansteigen ließ, das über dem der Stromkrise von 2022 lag, zeigt eine neue Studie, dass einige der zuletzt abgeschalteten deutschen Kernreaktoren wieder in Betrieb genommen werden könnten. „Das wäre der schnellste, billigste und beste Weg“, sagt Jan Emblemsvåg, Professor am NTNU (Norwegische Universität für Wissenschaft und Technologie).

Berechtigte Kritik aus Skandinavien. Ist die Stromnachfrage größer als das Angebot, so steigt der Preis. Dass wir in Deutschland in diese Situation geraten sind, haben wir selbst verschuldet. Wir sollten uns nicht wundern, dass unsere nordischen Nachbarn unsere Energiepolitik nicht bewundern, vor allem, wenn sie sehen, dass wir Kernkraftwerke abschalten, im Durchschnitt 10.000 Tonnen Braunkohle pro Stunde abbauen, um Stromausfälle zu vermeiden, und von den Nachbarländern erwarten, dass sie Stromlieferungen beisteuern.

Die exorbitant gestiegenen Strompreise in Deutschland wirken sich unmittelbar auf die Strompreise im südlichen Teil der skandinavischen Halbinsel aus, was für Schweden und Norwegen inakzeptabel ist. Deutschland muss aufwachen und sein Atomgesetz ändern.

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