Wollte sich 60 Mitarbeiter ausleihen: Nächster Aufreger um Habecks Staatssekretär - Misstrauen wächst (Focus-Online)
Donnerstag, 04.05.2023
Patrick Graichen ist derzeit nahezu
täglich im Fokus. Habecks Staatssekretär steht im Mittelpunkt der
Filz-Vorwürfe rund um das Wirtschaftsministerium. Nun taucht ein neuer
Vorgang auf, der weitere Fragen aufwirft - und das Misstrauen im eigenen
Haus schürt.
Die familiären Verflechtungen im Ministerium von
Wirtschaftsminister Robert Habeck sorgten in den vergangenen Tagen für
viel Aufregung. So steht Patrick Graichen in der Kritik, weil er an der
Auswahl des neuen Geschäftsführers der Deutschen Energie-Agentur (Dena),
Michael Schäfer, beteiligt war, obwohl dieser sein Trauzeuge ist.
Graichen und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bezeichnen das
inzwischen als Fehler, zugleich hielt Habeck an Graichen fest. Das
Verfahren dürfte neu aufgerollt werden. Doch die Verbindungen
reichen weiter. Graichens Schwester etwa ist mit dem
Grünen-Staatssekretär Michael Kellner verheiratet, sein Bruder arbeitet
so wie Verena im Öko-Institut.
Nun
sorgt ein neuer Vorgang rund um Graichen für Aufregung. Und wieder
betrifft es die Dena. Wie das „ Handelsblatt “ berichtet, versuchte
Graichen in 2022 Personal von der Dena ins Ministerium zu holen. Er
wollte 60 Leute, eine Art Leihe, wie die Zeitung unter Berufung auf
Ministeriumskreise schreibt. Sie sollten im Habeck-Haus helfen, die
vielen Aufgaben im Zusammenhang mit der Energiekrise zu bewältigen.
Das
Problem: Damit hätte sich Graichen, ohne sich zusätzliches Budget
genehmigen lassen zu müssen, gleich mehrere Dutzend neue Arbeitskräfte
gesichert. Am Haushaltsausschuss vorbei. Die Dena lehnte wegen Bedenken
ab, berichtet das „Handelsblatt“. Graichen wählte dann den Weg
öffentlicher Ausschreibungen von Projekten, mit denen die Dena dann
beauftragt wurde. Das übliche Verfahren.
Graichens Alleingang ist der nächste potenzielle Nackenschlag für Habeck
Dass
Graichen schnell Leute ranholen wollte, um die Arbeitsbelastung für
alle zu verringern, kollidierte in diesem Fall mit den strengen Regeln
innerhalb des Bundestags. Denn dabei geht es auch um Steuergeld.
Für
Habeck ist es der nächste potenzielle Nackenschlag. Laut „Handelsblatt“
wächst die Nervosität im Ministerium, innerhalb der eigenen Partei gibt
es immer mehr Misstrauen. Die Zeitung berichtet unter Berufung auf
einen nicht näher genannten grünen Regierungsvertreter, dass Graichen
bei einem weiteren Fehler dieser Art nicht mehr zu halten sei.
Unionspolitiker erwägen U-Ausschuss zu Wirtschaftsministerium
Währenddessen
bringt die Union in der Diskussion um die Personalpolitik des
Bundeswirtschaftsministeriums nun einen Untersuchungsausschuss ins
Spiel. Am Mittwoch soll zunächst der Wirtschaftsausschuss im Bundestag
über das Thema beraten. Die Chefin der Wirtschafts- und
Mittelstandsunion (MIT), einer Wirtschaftsvereinigung von CDU und CSU,
Gitta Connemann (CDU), forderte im Magazin „Spiegel“, dass
Wirtschaftsstaatssekretär Patrick Graichen den Abgeordneten Rede und
Antwort stehen müsse. „Sollte es dabei nicht zu einer umfassenden
Aufklärung über Verstrickungen, geflossene Zahlungen und Postenvergaben
kommen, ist ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss unumgänglich,
der Licht ins Dunkel bringt“, betonte Connemann.
Connemann sagte
mit Blick auf Graichen: „Alle strittigen Gesetzentwürfe der vergangenen
Monate - vom Energieeffizienzgesetz bis zum Gebäudeenergiegesetz -
tragen seine Handschrift.“ Parlament und Land hätten Anspruch auf
Transparenz, wenn es um ein so zentrales Amt innerhalb der
Bundesregierung gehe.
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