FOCUS BriefingWie Merz zum Wackeldackel von Bärbel Bas mutierteThomas Tuma, Montag, 15.12.2025 Der Bundeskanzler hat uns ein Feuerwerk an strukturellen Reformen versprochen. Nichts davon trat ein. Und es gibt gleich drei Gründe, weshalb die die Republik noch weiter erstarren dürfte.
Nächsten Sonntag endet der Herbst. Dann auch astronomisch, nachdem meterologisch bereits am 30.11. Schluss war. das ist schade, weil uns Kanzler Merz im September ja einen "Herbst der Reformen" versprochen hatte. Seitdem warte ich. Und warte. Und warte.
Was
dann kam, war zum Beispiel viel Geschrei ums Bürgergeld, bei dem sich
nun außer dem Namen (es soll künftig "Grundsicherung" heißen) doch nicht
viel ändern wird. Trotzdem soll das "Reförmchen" am Mittwoch vom
Kabinett abgenickt werden, obwohl es schon wieder Probleme gibt. Geld
wird eh kaum gespart, auf jeden Fall nicht die von Merz versprochene
Milliardensumme. Da ist das "Rentenpaket" wenigstens klarer.Das Rentenpaket wird 230 Milliarden Euro kosten – zusätzlich
Es zementiert "Haltelinien" aus einer besseren Vergangenheit,
stranguliert finanziell die Generationen unserer Kinder und Enkel und
treibt die Staatsschulden in neue Höhen. Bis 2040 um weitere 230
Milliarden Euro, erklärte mir jüngst die Top-Ökonomin und
Wirtschaftsweise Veronika Grimm. Das "Rentenpaket" ist quasi die zum
Gesetzestext geronnene Reformunfähigkeit der Republik.
Über andere Riesenaufgaben haben wir da noch gar nicht gesprochen: weder
den drohenden Kollaps bei Pflege und Krankenkassen, noch leidige Themen
wie Bürokratie, Migration oder gar Bildung. Merz‘ "Herbst der Reformen"
endet in einem mehr oder weniger eisigen Winter der Erstarrung, für den
es gleich drei Verantwortliche gibt.
Warum die SPD reformunfähig ist Faktor
1: Mit der SPD sind Reformen schlicht nicht zu machen. Ihr ist der
eigene Erfolg häufig wichtiger als der des Landes, wie man seit ihrem
Altkanzler Gerhard Schröder und dessen Hartz-Gesetzen weiß. Die haben
zwar der Republik Wachstum beschert, die deutsche Sozialdemokratie aber
nachhaltig traumatisiert. Seither rennt sie vergeblich Zielgruppen
hinterher, die ihr nicht helfen: junge Großstadt-Akademiker zum
Beispiel. Ihre Kernklientel in der arbeitenden Mittelschicht hat sie
konsequent aus den Augen verloren bzw. der AfD überlassen.
Faktor
2 ist die Union selbst, wo es dem Herz-Jesu-Flügel von CDU und CSU auf
vielen Terrains gar nicht wohltätig genug zugehen kann. Was macht
derweil der Kanzler, der doch von manchen regelmäßig wie ein
Raubtier-Che-Guevara des Großkapitals beschimpft wird? Ist leider Faktor
3: Sobald es ernst wird, kommt er mir mittlerweile eher vor wie Bärbel Bas‘ Wackeldackel, der im Zweifel alles abnickt, was die Co-Vorsitzende der SPD sich so wünscht. Hauptsache, sie lässt ihn weiter regieren.
Merz findet das Haus Deutschland stabil
Beim
CSU-Parteitag bemühte Merz am Wochenende Vergleiche zu Deutschland als
Gebäude. Das Fundament sei stabil. "Aber es muss von Grund auf
modernisiert und saniert werden", so der Kanzler. Mir kam er da vor wie
ein Feuerwehrmann, der aus dem brennenden Haus ruft: "Geht gleich los!" –
und dazu mit einem Benzinkanister fuchtelt.
Leser diskutieren: Scheitert Merz an der SPD?
Die Debatte
Dann
warb er wieder um Geduld. Aber was soll sich ändern? Vielleicht ruft er
im Januar einen "Frühling der Transformation" aus. Oder zu Ostern einen
"Sommer der Revolution". Ich verliere allmählich allerdings die
Zuversicht, dass da wirklich noch mal mehr kommt als irgendeine weitere
paritätisch besetzte Reform-Kommission zur Ermittlung des Reformbedarfs.
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