Auf den ersten Blick ist es eine realistische Beschreibung der
Schülerschaft, die sich heute in unseren Schulen tummelt: Grundschülern
beherrschen nicht einmal mehr die einfachsten, selbstverständlichsten
praktischen Fertigkeiten: Stifte richtig halten, zuhören, mitdenken und
nachfragen, schneiden, kleben, halbwegs verständlich kommunizieren,
Toilette selbständig aufsuchen, Toilettenpapier nutzen, selbständig aus-
und anziehen, längere Zeit aufrecht sitzen, Schuhe binden …. Immer
weniger Kinder wollen sich anstrengen, Ordnung halten, Regeln
anerkennen, immer weniger verfügen über ein gewisses Maß an
Frustrationstoleranz und die Fähigkeit, sich fair zu streiten. Und:
Immer weniger beherrschen die Unterrichtssprache Deutsch.
Jetzt schlagen fast 1.100 Grundschullehrer aus Hessen in einem
Brandbrief Alarm. Ende November übergab die hessische Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft (GEW) dem hessischen Kultusministerium eine
Resolution: voller Klagen über Defizite der Grundschüler und Forderungen
für bessere Arbeitsbedingungen. Die Initiatorinnen fordern „ein anderes
Problembewusstsein und mehr Unterstützung“ vom Ministerium: dafür mehr
qualifizierte Lehrer, mehr Psychologen und Klassen mit maximal 20
Kindern in Grundschulen.
Eine der Initiatorinnen, die stellvertretende hessische GEW-Vorsitzende Heike Ackermann (60), sagte zu BILD:
„Die Schüler wurden von der Politik allein gelassen und wir Lehrer
auch.“ Heike Ackermann, selbst Grundschullehrerin, fügt hinzu: „Die
Kinder tragen keine Schuld.“ Ackermann erklärte, viele Lehrkräfte an
Grundschulen seien an ihrer Belastungsgrenze angelangt. „Seit Jahren
fordern wir kleinere Klassen, mehr multiprofessionelle Teams und mehr
Zeit für die pädagogische Arbeit.“
Nicht vergessen: „Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche
Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht.“ So steht es zumindest im Grundgesetz Artikel 6 Absatz 2. Aber das ist mittlerweile in
weiten Bereichen nur noch Verfassungstext, nicht mehr jedoch
Verfassungswirklichkeit. Gewiss ist es – hoffentlich? – immer noch die
Mehrheit der Eltern, die ihre Kinder verantwortungsbewusst erziehen. Die
das richtige Maß zwischen Führen und Wachsenlassen finden. Aber zu zwei
Seiten hin franst diese Verantwortung aus. Da gibt es diejenigen
Eltern, die aus Bequemlichkeit nicht erziehen wollen oder wegen
misslicher Umstände (Alleinerzieher, berufliche und soziale Belastungen)
mit der Erziehung überfordert sind. Sie überantworten die Erziehung
ihrer Kinder der Kita und der Schule. Oder alles ist ihnen schlicht und
einfach egal. Das gilt zumal für viele Eltern mit Migrationshintergrund,
denen es nicht wichtig ist, dass ihre Kinder die deutsche Sprache
solide erwerben. Und da gibt es die Eltern, die Erziehen mit totaler
Verwöhnung verwechseln. Letztere sind die Helikoptereltern (Rettungs-,
Transport- und Kampfhubschraubereltern), über die der Verfasser dieses
TE-Textes 2013 den Bestseller „Helikoptereltern“ geschrieben hat. Diese
Eltern nehmen ihren Kindern alles ab, sie pampern sie rund um die Uhr,
„erziehen“ sie zur Unmündigkeit, ja hinein in eine
Wohlstandsverwahrlosung, in ein Vollkaskodasein ohne Eigenverantwortung.
Beide Gruppen von Eltern werden größer. Gemeinsam ist beiden Gruppen,
dass sie – aus unterschiedlicher Motivation – ihre Kinder digitalen
Medien überlassen. Die erste Gruppe aus Bequemlichkeit, die zweite
Gruppe, weil die Kinder damit angeblich zukunftsträchtige „digital
natives“ werden. Die Folge ist in beiden Fällen: Das eigene Denken und
Urteilen, die eigene Motorik inkl. Feinmotorik verarmen. Eine Studie des
Instituts für Schreibmotorik hat übrigens schon vor gut zehn Jahren
festgestellt, dass die Feinmotorik von acht Fingern dramatisch gelitten
und nur die Motorik der beiden Daddeldaumen (!) Fortschritte gemacht
hat. Vom Suchtpotential, das von digitalen Medien ausgeht, ganz zu
schweigen.
Krokodilstränen: Linke Bildungsideologen sind mitschuldig am Desaster
Zurück zu den aktuellen Klagen der „Bildungs“-Gewerkschaft GEW: Es
ist das die Gewerkschaft, die seit Jahrzehnten im Verein mit den beiden
roten Parteien und mit den Grünen sowie linken
“Bildungswissenschaftlern“ nichts erzieherisch Kontraproduktives
unversucht ließ: die Prinzipien Anstrengung, Fleiß, Disziplin, Ordnung
und Leistung als faschistoid zu diskreditieren, Noten abzuschaffen,
Anforderungen abzusenken, eine Abiturvollkaskopolitik zu fordern, mit
immer noch mehr Ganztagsschule Eltern zu entmündigen. Und mit der
Forderung nach immer neuen schulischen Bindestrich-Erziehungen
staatliche Erziehung total zu imaginieren: mit schulischer Gesundheits-,
Umwelt-, Freizeit-, Klima-, Konsum-, Medien-Erziehung u.a.m.
Den linken Bildungsideologen fällt all dies, was ihre 68er Vorfahren
forderten, heute auf die Füße. Aber eine Distanzierung von den linken
ideologischen Altlasten ist nicht in Sicht. Also sind es doch nur
Krokodilstränen. Denn mit den Slogans „Vielfalt“, „Inklusion“,
„Integration“ und „Wir haben Platz“ werden Probleme importiert, an der
das Bildungswesen immer mehr zu scheitern droht. Stattdessen handelt man
nach der Methode: „Haltet den Dieb!“ Und nach der Methode: „Gebt uns
bitte für die Schulen noch mehr weiße Salbe!“
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