Im Leugnen hat er es zu einer gewissen Meisterschaft gebracht, auch weil er glaubte, durch die Kraft der Autosuggestion ließen sich politische Erfolge erzielen – wenigstens beim deutschen Wähler, den er sich nur als dummen Michel vorstellen konnte.
Die Selbsttäuschung der Fortschrittskoalition
In Wahrheit ging es bei der Wahl am 23. Februar 2025 ohnehin nicht mehr um Habeck, Lindner oder Scholz, sondern um die Verwandlung der bundesdeutschen Gesellschaft. Der Professor für Migrations- und Bildungssoziologie Aladin El-Mafaalani hat die Fakten kürzlich so beschrieben:
"In einer durchschnittlichen Grundschulklasse werden heute zwölf Sprachen gesprochen, und die Kinder und ihre Eltern fühlen sich acht Religionsgemeinschaften zugehörig. Die Zahl derjenigen, die Deutsch als Zweitsprache lernen, ist genauso groß wie die Zahl derjenigen, die Deutsch als Erstsprache haben."
Migranten sind das Symptom, nicht die Ursache
Die
Ursachen für diese Entwicklung haben die Migranten nicht allein zu
verantworten: Die Industriearbeitsplätze der frühen Gastarbeiter sind
verschwunden, sodass die Zuwanderer kein natürliches Ziel mehr besitzen.
Ein marode gewordenes Bildungssystem, das hinzukommt, leidet an Überforderung, sodass die notwendige Integrationsleistung nicht erbracht werden kann. Die Sehnsucht nach der permanenten Vergangenheit keimt bei vielen Deutschen auf.
Sie bildet den Hintergrundfilm für die Wahlerfolge von Rechts- und Linkspopulisten. Die einen wollen die Zugereisten wegschicken, die anderen die Immobilienbesitzer enteignen. In den Ostländern liegt die AfD mittlerweile vorn. In der Hauptstadt wurde die Linkspartei zur stärksten Partei bei der Bundestagswahl.
Der ökonomische Abstieg Deutschlands, obwohl er von den Migranten nicht initiiert wurde, wird durch sie illustriert. Zumindest der nicht arbeitende Teil liefert, wenn er im Pulk auf Bahnhöfen und Marktplätzen auftritt oder aus der Vereinzelung heraus mit Messerattacken für Schlagzeilen sorgt, das Bild zu dem weit verbreiteten Gefühl, dass Deutschland absteigt.
Migranten sind der Sündenbock, der gejagt wird, weil man die wahren Hintermänner des deutschen Abstiegs nicht zu packen bekommt. Sie sind das Symptom, nicht die Ursache der deutschen Misere.
Migranten retten uns, wo Arbeit hart ist
Und
überall da, wo millionenfach ehrliche Arbeit verrichtet wird – von der
Reinigungsfirma bis zur Klinik, vom Taxi bis zur IT-Abteilung –, sind
sie ein Teil der Lösung, zumal für ein Land, dem erst die Kinder und
dann der Hunger nach Aufstieg abhandenkamen.
Der gesamte Beschäftigungszuwachs in den vergangenen Jahren ist ausschließlich durch Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit zustande gekommen. Ohne sie würde die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland sinken. 6,3 Millionen Menschen mit ausländischem Pass bilden heute 16 Prozent der Erwerbstätigen.
Rechnet man alle Migranten der zweiten und dritten Generation hinzu, die mittlerweile über einen deutschen Pass verfügen, wird ein Viertel des deutschen Erwerbspersonenpotenzials von Menschen mit Migrationshintergrund gestellt.
Die Migrationswellen der vergangenen 15 Jahre haben – im Unterschied zur frühen Gastarbeiterbewegung – den glühend heißen Kern der Volkswirtschaft allerdings kaum erreicht, wohl aber haben sie die Kruste und die Niedrigenergiezone am äußeren Rand des produktiven Kerns vergrößert.
Dort aber wird, volkswirtschaftlich betrachtet, mehr Energie verbraucht als erzeugt. Dieser Sachverhalt liegt nicht nur an den Migranten, sondern auch am dysfunktionalen Bildungssystem und einer Arbeitswelt, die sich von den hochwertigen Industriejobs in Richtung der schlechter bezahlten Dienstleistungsjobs bewegt.
Die Nahtstelle des Niedergangs
Die Probleme entstehen exakt an jener Nahtstelle, an der sich Deindustrialisierung und Migrationswelle begegnen. Der Weg der ersten Gastarbeitergeneration zu den gut bezahlten Industriearbeitsplätzen bei Ford, Opel, Hoechst und BASF ist heute versperrt. Der Beschäftigungsaufbau der vergangenen Jahre fand mehrheitlich in den energiearmen Zonen der Volkswirtschaft statt, derweil im Innersten die Kernschmelze weiterging.
Und die Politiker? Spielen weiter um die Macht, derweil Tausende von Beschäftigten ihre Spielkarten schon verloren haben. Später wird es in den Geschichtsbüchern womöglich heißen: Die Großen haben nur gepokert, die Kleinen sind krepiert.

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