Reisen wir noch einmal zurück ins Jahr 1980: „Wir wenden uns mit aller Entschiedenheit gegen Berufsverbote.“ Das galt nur für Menschen, deren Ansichten man sympathisch fand. Demokratie heißt: gleiches Recht für alle.
Die beiden Führungsfiguren der Grünen reagieren bekanntlich
auf tatsächliche oder gefühlte Beleidigungen sofort mit Strafanzeigen,
805 waren es bisher bei Robert Habeck,
513 bei Annalena Baerbock. Dieser Bestrafungs-Furor ist einzigartig
unter Deutschlands Politikern, zumindest den aktuellen, und sonst eher
bei Diktatoren üblich.
Angela Merkel hat in 16 Jahren als Kanzlerin kein einziges Mal zu dieser Waffe gegriffen. Auch Karl Lauterbach ruft gegen unflätige Kritik nur selten den großen Bruder zu Hilfe, die Polizei.
Als
2024 ein bayrischer Unternehmer vier grüne Politiker mit Plakaten
verspottete, die Originalzitate trugen, etwa Habecks „Vaterlandsliebe
fand ich stets zum Kotzen“, bekam er ebenfalls zeitnah Besuch von der
Polizei. Hausdurchsuchung, Klage, 6000 Euro Geldstrafe. Die zweite
Instanz endete mit dem Freispruch des Mannes, der Mitglied der CSU ist.
Das genannte Habeck-Zitat war aus dem Zusammenhang gerissen, einem Appell für linken Patriotismus, das Plakat war unfair. Es hätte völlig gereicht, das noch einmal klarzustellen. Aus einer anfangs fast libertären Partei mit Hippiecharme scheint eine autoritäre Polizeistaatspartei geworden zu sein. Was ist da passiert?
Nur bei den Grünen glauben viele ganz ernsthaft, dass von der Verwirklichung ihres Programms die Zukunft der Menschheit abhängt. Atomkraft, glauben nicht wenige von ihnen, könnte uns alle durch Strahlung töten, eine weniger radikale Klimapolitik aber wird all unsere Enkel den Hitzetod sterben lassen. Viele Grüne glauben, sie seien unter Blinden die einzigen Erleuchteten. Dieses beinahe Religiöse, mit den Andersdenkenden als Ketzer, war einst auch das Markenzeichen orthodoxer Kommunisten.
Bei
genauerem Hinsehen aber sind die Grünen keineswegs eine
Polizeistaatspartei, im Gegenteil. Erhöhungen des Polizeietats waren mit
ihnen in der Vergangenheit meist schwer zu machen. Wenn es darum geht,
verurteilte Schwerkriminelle ohne Aufenthaltsrecht aus Deutschland
auszuweisen, zum Beispiel Vergewaltiger, steht die grüne Basis oft
eisern an deren Seite, nicht etwa hinter Polizei und Staatsanwaltschaft.
Die Grünen sind in der Regel dann für Polizei und einen starken Staat, wenn es um ihr persönliches Wohlbefinden geht, gegen politische Gegner oder um ihre politischen Ziele. Dann kann ihnen der Staat gar nicht hart genug sein. Bei ihrer eigenen Klientel dagegen darf der Staat ruhig liberal sein, beim Kiffen zum Beispiel.
Sie sind nicht wirklich
autoritär, nur sehr ichbezogen. Sie sind wie Kinder, die sofort zu
weinen beginnen und den großen Bruder rufen, wenn jemand mal etwas
Gemeines sagt. Auf ihren Wahlplakaten müsste stehen: Kinder an die
Macht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen