Kommentar von Josef SeitzMit Fahrlässigkeiten wie bei „Die 100“ verspielt die ARD ihre Glaubwürdigkeit
Mit Fahrlässigkeiten wie bei „Die 100“ verspielt die ARD ihre Glaubwürdigkeit (Focus-Online)
Mittwoch, 18.09.2024
Ein Laiendarsteller gibt in der ARD sein Schluss-Statement gegen die
AfD: Wir sollten dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen bei seiner
Polit-Show „Die 100“
nicht die Blödheit unterstellen, den Mann mit
Vorsatz vor die Kameras gestellt zu haben. Aber: Ein faules Ei verdirbt
den ganzen Brei.
Doch. Alles deutet auf Vorsatz hin |
Das eigene Pech: In der Sendung „Die 100“ sollten sich hundert ins
Studio eingeladene Normalmenschen Argumente pro und contra AfD anhören,
um am Ende mit den Füßen über die Frage abzustimmen: „Ist die AfD
eigentlich ein Problem für unsere Demokratie?“
Von „First Dates“ zum AfD-Statement
Blöd, dass ausgerechnet das Schluss-Statement gegen die AfD von einem Menschen kam, der schon eine beachtliche Karriere als nebenberuflicher Gesichtsvermieter in Fernsehformaten wie der Kuppelshow „First Dates“ oder auch dem „Tatort“ hinter sich hat. Ein faules Ei verdirbt bekanntlich den ganzen Brei: Damit ist die Glaubwürdigkeit aller 99 anderen zum Teufel.
Von „First Dates“ zum AfD-Statement
Blöd, dass ausgerechnet das Schluss-Statement gegen die AfD von einem Menschen kam, der schon eine beachtliche Karriere als nebenberuflicher Gesichtsvermieter in Fernsehformaten wie der Kuppelshow „First Dates“ oder auch dem „Tatort“ hinter sich hat. Ein faules Ei verdirbt bekanntlich den ganzen Brei: Damit ist die Glaubwürdigkeit aller 99 anderen zum Teufel.
Nur ein Komparse? Von Wegen |
Zur
zweiten Art von Missgeschick, dem Glück der anderen: Selbstverständlich
ist der Laiendarsteller in Zeiten von Internet und sozialen Medien
schnell entdeckt, wenn 1,77 Millionen Zuschauer vor den TV-Bildschirmen
sitzen und „Die 100“ verfolgen.
1,77 Millionen Augenzeugen entlarven schnell
Und
die Nachricht vom eingekauften ARD-Normalo macht in Rekordzeit die
Runde. Von „Gängelung“ ist die Rede, von „Manipulation“ von „Zuständen
wie in der DDR“, von „gekauft“.
Es waren wohl ein paar mehr! |
Kurz: Das Erste hat beim
Versuch, sich argumentativ mit der AfD auseinanderzusetzen, genau die Steilvorlage geliefert, „das Öffentlich-Rechtliche“ und seine
Machenschaften voller Abscheu zu verdammen – und das mit einer gewissen
Berechtigung.
In einer Stellungnahme gegenüber FOCUS online weist
der produzierende Norddeutsche Rundfunk die Vorwürfe zurück. Man habe
von den Auftritten des Teilnehmers als Darsteller nichts gewusst:
„Nebentätigkeiten werden nicht abgefragt.“
Er sei nicht bezahlt
worden: „Die Teilnehmenden erhalten keine Gage.“ Und seine Entscheidung,
sich öffentlich im Schluss-Statement von der AfD abzuwenden? „Die
Sendungsverantwortlichen haben auf diese Entscheidung keinen Einfluss
geübt.“
So schadet die ARD dem eigenen Nachrichtenstar Ingo Zamperoni
Tatsächlich
sollte niemand den Verantwortlichen in der ARD die Blödheit
unterstellen, sich in einer Politik-Show mit dem eigenen Nachrichtenstar
Ingo Zamperoni mit Vorsatz so eine
Und doch summieren sich die
Fahrlässigkeiten so sehr, dass die Glaubwürdigkeit immer wieder und
immer weiter beschädigt wird. Wir erinnern uns: Da wird in „Tagesschau“
und „Tagesthemen“ eine Supermarktkundin vor laufender Kamera interviewt.
Hinterher
zeigt sich, dass die Interview-Partnerin eine Produktionsmitarbeiterin
ist, die vor die Kamera gestellt wird. Problematischer ist es im Januar,
als der Hessische Rundfunk eine Mitarbeiterin als „Teil der Initiative
Schwarze Menschen in Deutschland“ vorstellt und im Beitrag über eine
„Demo gegen rechts“ in Frankfurt interviewt.
Hinterher
entschuldigt sich der HR, dass er die Tätigkeit für den Sender nicht
öffentlich gemacht hat: „In diesem Fall ist uns schlicht ein Fehler
unterlaufen.“
Dinge zeigen, wie sie sind. Nicht so, wie man sie gerne hätte
Wie
viele Fehler sind ein Skandal? Sagen wir es noch einmal mit Ambrose
Bierce: Für ihn war ein Zyniker „ein Lump, dessen fehlerhafte Sicht die
Dinge sieht, wie sie sind, und nicht, wie sie sein sollten“.
Diese
Betrachtungsweise würde ich, ganz ohne Zynismus, auch dem
öffentlich-rechtlichen Fernsehen nahelegen: Dinge so zeigen, wie sie
sind, und nicht so, wie man sie gerne hätte. Das ist die einzige Chance,
die Glaubwürdigkeit zu retten.
Kommentar von Josef SeitzMit Fahrlässigkeiten wie bei „Die 100“ verspielt die ARD ihre Glaubwürdigkeit
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