Was für den amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump die «fake news media» sind, nennt die deutsche AfD die «Systemmedien». Die Begriffe überzeichnen auf groteske Weise ein durchaus reales Problem: Einst etablierte Medien verlieren das Vertrauen der Leser und Zuschauer. Dazu haben sie selbst erheblich beigetragen.
Die Investigativrecherche gilt als Königsdisziplin des Journalismus. Sie ist eine scharfe Klinge, die demokratische Regierungen ins Wanken oder sogar zu Fall bringen kann. Rücktritte von Politikern geschehen selten freiwillig, oft gehen ihnen journalistische Enthüllungen voraus. Doch wenn der Eindruck entsteht, diese Klinge werde gezielt eingesetzt, um unliebsame Politiker wie Aiwanger zu beschädigen, verliert sie ihre Schärfe.
Mehr noch, diese Art der Berichterstattung, die oft agendagetrieben und einseitig wirkt, schadet der Glaubwürdigkeit der Branche. Glaubwürdigkeit ist aber die wichtigste Währung eines jeden Journalisten. Ohne sie ist sein Wort nichts wert.
Pandemie offenbarte Verlangen nach gutem Journalismus
Mangelnde Glaubwürdigkeit bleibt nicht folgenlos. Telegram-Kanäle von radikalen Politikern und Sendern mit apokalyptischen Botschaften haben regen Zulauf. Auf Tiktok können Islamisten und Fundamentalisten jeglicher Couleur fast ungestört ihre Inhalte verbreiten. Wer nur noch alternative Medien konsumiert, lebt irgendwann in einer Parallelwelt, in der 9/11 als Insider-Job des Weißen Hauses gilt. Diese Entwicklung findet zwar ohnehin statt. Doch viele Nutzer werden ohne Not in die Arme der alternativen Medien getrieben.
Dass sie sich nicht ausschließlich freiwillig abgewendet haben, zeigen Krisenzeiten wie der Beginn der Corona-Pandemie oder auch der Ukraine-Krieg. Während beider Krisen war das Bedürfnis nach gesicherten Informationen anhaltend hoch. Als das Virus aus Wuhan die Welt in den Ausnahmezustand versetzte, suchten Menschen nach Orientierung. Für den Journalismus, der durch das wegbrechende Printgeschäft geschwächt war, begann eine Sternstunde, in der seine Bedeutung wieder klar erkennbar wurde.
Doch die Pandemie war nicht nur eine Sternstunde des Journalismus, sondern auch eine Feuerprobe – und viele Medienhäuser haben diese nicht bestanden. Es dauerte erschreckend lange, bis sich aus der anfänglichen, berechtigten Angst vor der unbekannten Bedrohung die Bereitschaft entwickelte, die politischen Reaktionen darauf kritisch zu hinterfragen. Stattdessen schlüpften einige Journalisten in die Rolle von Regierungssprechern.
Nachrichten, die fehlen
Nach
der Pandemie folgte deshalb der Dämpfer: Umfragen zeigen, dass das
Vertrauen in die Medien in Deutschland vom Corona-Jahr 2022 auf 2023
gesunken ist – ein auch international zu beobachtender Trend. Ist es da
ein Wunder, dass viele Bürger auf Kanäle alternativer Medien auswichen?
Hier stellten mitunter Personen, die von den Qualitätsmedien als
«Corona-Leugner» abgestempelt wurden, die Fragen, auf die einige
Journalisten keine Antworten mehr suchten.
Noch destruktiver als die Sorte Nachrichten, die allzu regierungsfreundlich wirken, sind vielleicht die Nachrichten, die fehlen. Man erinnere sich etwa an die Kölner Silvesternacht 2015, bei der Migranten, die mit der großen Flüchtlingswelle nach Deutschland gekommen waren, Hunderte Frauen sexuell belästigten. Nicht weniger als drei Tage dauerte es, bis überregionale Medien ausführlich darüber berichteten. Zu diesem Zeitpunkt wirkte das beinahe widerwillig – als wolle man vermeiden, die «Refugees welcome»-Stimmung kaputtzumachen.
Hätten
die Leitmedien von Anfang an kritischer auf den Zustrom der
kulturfremden jungen Männer aus Syrien und Nahost geblickt, hätten sie
womöglich dazu beigetragen, früher eine ausgewogene Debatte über die
Herausforderungen der Massenmigration führen zu können. Doch die
einseitige Darstellung trug in Teilen der Gesellschaft zum Gefühl der
Entfremdung bei. Von diesem Gefühl nähren sich die Profiteure der
alternativen Medien noch heute.
Vergleichbare Beispiele lassen sich im Kleinen wie im Grossen finden. Bis heute hat die «Tagesschau» den pikanten Visa-Skandal im grün geführten Aussenministerium von Annalena Baerbock nicht in ihrer Abendsendung thematisiert.
An anderer Stelle zweifelt man an der professionellen Neutralität, wenn Journalisten ihre Experten auswählen. In einer ARD-Sendung sollte beispielsweise glaubhaft gemacht werden, dass die regelmäßigen Randalen in deutschen Freibädern auf die Hitze zurückzuführen seien. Der Faktor «junge Männer aus islamisch geprägten Ländern mit einer Neigung zur Gewalt» blieb unerwähnt. Durch eine derartig unvollständige Darstellung der Realität entsteht der Eindruck einer «Lückenpresse», was wiederum etwa die deutsche AfD mit Genuss ausschlachtet.
«Rechtsextremisten» sorgten für Schlagzeilen
Die Tendenz zur voreingenommenen Berichterstattung lässt sich auch international beobachten. Ein Beispiel dafür sind die Proteste in England, die als Reaktion auf die Morde an drei kleinen Mädchen in Southport durch den 17-jährigen Sohn rwandischer Einwanderer ausbrachen. Britische, Schweizer und deutsche Medien berichteten einheitlich über die «Rechtsextremisten», die angeblich wegen «Falschmeldungen» randalierten und sich zu «islamophoben» Äusserungen hinreissen liessen.
Tatsächlich
gab es zahlreiche Falschmeldungen über Herkunft, Religion und Namen des
Tatverdächtigen, die sich in der aufgeheizten Stimmung schnell
verbreiteten. Doch hätten diese niemals so viel Traktion gewinnen können
ohne die Versäumnisse der etablierten Medien in vorherigen Fällen. Über
den Missbrauchsskandal im nordenglischen Rotherham, bei dem Migranten
beteiligt waren, berichteten die Medien damals nur zögerlich und
ungenau.
In Wahrheit ging es bei den Protesten um mehr als die brutalen Morde an drei Mädchen, es ging um etwas Grundsätzliches. Seit langem schon brodelte es in der britischen Gesellschaft wegen der irregulären Einwanderung und der damit zusammenhängenden Probleme.
Nachrichten brauchen keine gute Absicht
Viele Berichte sind nicht aus böser Absicht im Sinne von «Fake News» verfälscht, sondern mit gut gemeintem, aber verschlossenem Blick verfasst. Das liegt auch daran, dass viele Journalisten sich in einem geschlossenen Milieu bewegen.
Umfragen zeigen, dass Volontäre der öffentlichrechtlichen Sender viel häufiger links-grün wählen würden, als es der Durchschnitt der Gesellschaft tut. Der Begriff «Hauptstadtjournalismus» ist zwar abfällig, aber treffend, um ein Milieu von Gleichgesinnten zu beschreiben, die an ähnlichen Lagen wohnen, ähnlich denken und womöglich auch ähnlich wählen. Es ist von anderen Milieus entkoppelt.
Ein
solches Biotop von Gleichgesinnten sorgt dafür, dass sich viele nicht
mehr trauen, herrschende Narrative infrage zu stellen. Journalisten
schreiben oft für die Anerkennung anderer Journalisten; sie sind es, die ihnen die Preise verleihen.
Doch schaffen sich etablierte Medien, deren Aufgabe es ist, die Wahrheit abzubilden, langfristig selbst ab, wenn sie auf Bevormunden, Framing und Effekthascherei bei Enthüllungsgeschichten setzen.
Dass es die Bevormundung gar nicht braucht, hat das Präsidentschaftsduell zwischen dem republikanischen Herausforderer Donald Trump und der nachgerückten Kandidatin der Demokraten, Kamala Harris, gezeigt. Trump ist der Favorit der Szene alternativer Medien, während Harris der Liebling vieler linksliberaler Zeitungen ist. Doch Harris benötigte keinen wohlwollenden Medienchor, um Trump zu entlarven. Das erledigte der selbst, als er behauptete, illegale Migranten ässen die Haustiere von Amerikanern. Jedes «Framing» dieser Aussage war überflüssig. Sie sprach für sich selbst.
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