Priens Baustelle „Demokratie leben“ – Förderrichtlinie hundertfach umgangen (WELT+)
Von Lennart Pfahler,
Vor
rund zwei Monaten kündigte Familienministerin Karin Prien (CDU) an, das
bundesweite Förderprogramm „Demokratie leben“ auf den Prüfstand zu
stellen. Zuvor hatte WELT AM SONNTAG enthüllt,
dass Funktionäre von verschiedenen Organisationen, deren Projekte die
Bundesregierung unterstützt hat, im Internet extremistische und
antisemitische Parolen verbreitet hatten. Zudem zeigten die Recherchen,
dass das Ministerium Organisationen mit Präventionsprojekten im Bereich
Islamismus betraut hat, die selbst eindeutige Bezüge zum legalistischen Islamismus haben.
Seitdem
ist es stiller geworden um „Demokratie leben“. Was wurde aus der
kritischen Prüfung? Dazu hält sich das Ministerium bislang bedeckt.
Keines
der in die Kritik geratenen Projekte hat nach WELT-Informationen
bislang seine Förderung verloren oder musste bereits ausgezahlte Gelder
zurückzahlen. Das Familienministerium hatte die Organisation „Biwoc
Rising“ zur Abgabe einer Stellungnahme aufgefordert, nachdem Funktionäre
und Beraterinnen des Unternehmens, das in Berlin einen Co-Working-Space
betreibt, Israel das Existenzrecht abgesprochen und die Hamas als
„Widerstand“ verharmlost hatten.
Auch vom Bündnis der Islamischen
Gemeinden in Norddeutschland und dem Islamischen Wissenschafts- und
Bildungsinstitut, die im Bereich Islamismusprävention tätig sind, obwohl
sie zum Umfeld der islamistischen Milli-Görüs-Bewegung zählen, hatte
das Ministerium eine Stellungnahme angefordert.
Offenbar sah man
in Berlin jedoch keine juristische Handhabe oder Notwendigkeit, die
bereits unter der Vorgängerregierung beschlossene Projektförderung zu
beenden oder Gelder zurückzufordern.
Auch sonst gibt es bislang nur wenig Konkretes. Aus dem Ministerium heißt es, dass neben der üblichen Evaluation der Projekte
weitere „Maßnahmen zur Überprüfung der Programmwirksamkeit“ vorbereitet
würden. Zudem soll die Förderrichtlinie überarbeitet werden.
Scharfe Kritik vom Bundesrechnungshof