30 Juni 2022

Corona-Ursprung „Das ist schon ein sehr, sehr seltsamer Zufall“ (WELT+)

Corona-Ursprung

Das ist schon ein sehr, sehr seltsamer Zufall“ (WELT+)
Hat ein Laborunfall in Wuhan die Corona-Pandemie ausgelöst? Der Genetik-Professor Günter Theißen hält das für möglich. Im WELT-Interview erklärt er, warum er die Gegenargumente von Virologen wie Christian Drosten schwach findet – und weshalb er mit brisanten Enthüllungen rechnet.
Günter Theißen ist Molekularbiologe und Lehrstuhlinhaber für Genetik an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Die Erklärungen prominenter Virologen, das Coronavirus sei wahrscheinlich aus der Tierwelt auf den Menschen übergesprungen, überzeugen ihn bislang nicht. In seinem Buch „Das Virus. Auf der Suche nach dem Ursprung von Covid-19“ sammelt er Indizien für einen Laborunfall als Auslöser der Pandemie. Zusammen mit anderen Forschern, der sogenannten Paris Group, plädiert er für eine ergebnisoffene Untersuchung des Ursprungs.

WELT: Herr, Theißen, wie sind Sie dazu gekommen, sich mit dem Ursprung der Corona-Pandemie zu beschäftigen?

Günter Theißen: Ich bin in diese Sache reingerutscht. Da gab es einige Verdachtsmomente, was den mutmaßlichen Ursprungsort der Pandemie angeht, Wuhan. Ich will betonen, dass immer noch nicht bekannt ist, wie Sars-CoV-2 entstanden ist; wir haben keine Beweise, nur Indizien. Aber Wuhan bildet einen Schwerpunkt der globalen Coronavirus-Forschung. Es gibt dort das Wuhan Institute of Virology, kurz WIV, und noch ein paar andere Labore, die sich mit Coronaviren beschäftigt. Dass die Pandemie ausgerechnet von dieser Stadt ausging, ist bemerkenswert. Vor allem, da Coronaviren, die als mögliche Vorläufer infrage kommen, natürlicherweise in der Umgebung von Wuhan gar nicht auftreten. Die finden sich in verschiedenen Fledermäusen in Südchina, etwa tausend Kilometer entfernt.

WELT: Höhlen, die von Forschern aus Wuhan besucht worden sind.

Theißen: Genau. Mitarbeiter dieser Institute haben dort Viren aus Fledermäusen isoliert, zurück im Labor wurden sie gelagert, unter anderem im Rahmen sogenannter Sicherheitsforschung angezüchtet und gentechnisch verändert. Es ist schon ein sehr, sehr seltsamer Zufall, dass ausgerechnet hier die Pandemie ausgebrochen sein soll.

WELT: In Ihrem Buch schreiben Sie auch über Besonderheiten im Erbgut des Virus, die Ihnen verdächtig vorkommen. Können Sie das erklären?

Theißen: Eine Besonderheit hat mit dem Stachel des Virus zu tun, dem sogenannten Spike-Protein, das an Rezeptoren von Wirtszellen bindet. Wir wissen, dass es bereits zu Beginn der Pandemie verdächtig gut an den ACE2-Rezeptor des Menschen angepasst war – ACE2 ist der für diese Coronaviren relevante Rezeptor. Untersuchungen zeigen, dass das Spike-Protein von Sars-CoV-2 sogar besser an den menschlichen ACE2-Repetor bindet als an alle Rezeptoren möglicher Zwischenwirte. Warum ist das verdächtig? Man würde eigentlich zu Beginn einer Pandemie erwarten, dass die Bindung nicht so gut ist. Viren müssen sich an einen neuen Wirt erst anpassen. Der Verdacht ist, dass daran gebastelt wurde, damit es gleich so gut passt.

WELT: Vielleicht wurden die Vorläuferviren und ihre Zwischenwirte einfach noch nicht gefunden. Diese Suche kann sehr langwierig sein.

Theißen: Stimmt. Aber mit Dingen, die man noch nicht gefunden hat, lässt sich fast alles erklären. Zu allen Indizien für die Laborhypothese können Sie ein „Aber“ einwenden. Das gilt jedoch genauso auch für die Hypothese einer Zoonose. Dass das Coronavirus gleich zu Beginn so gut an den Menschen angepasst war, ist natürlich kein schlagender Beweis. Aber lassen Sie mich zum nächsten nichtschlagenden Beweis kommen.

WELT: Der wäre?

Theißen: Das Virus hat eine Spaltstelle im Spike-Protein für ein Enzym des Menschen und anderer Säugetiere, das Furin heißt. Für die Infektiosität und Pathogenität ist der Schnitt an dieser Spaltstelle offenbar relativ wichtig. Wahrscheinlich ist dieses Virus auch deswegen so ätzend für uns. Keiner der näheren Verwandten von Sars-CoV-2 hat diese Spaltstelle. Da könnte man jetzt auch sagen: Das kann Zufall sein, vielleicht ist die Spaltstelle auf natürliche Weise neu in der Virus-Linie entstanden – völlig ausschließen kann man das derzeit nicht. Das Vorhandensein ist aber zumindest sehr verdächtig. Insbesondere wenn man bedenkt, dass solche Furin-Spaltstellen experimentell – auch in Wuhan – mehrfach in Coronaviren eingeführt worden sind, um zu sehen, was das für Auswirkungen hat. Es gab sogar Pläne, das unter Beteiligung des WIV massenhaft zu tun.

WELT: Sie meinen das „Projekt DEFUSE“ der EcoHealth Alliance des Zoologen Peter Daszak, an dem auch das Wuhan Institute of Virology teilnehmen sollte. Der Antrag für dieses Projekt an eine Behörde des US-Verteidigungsministeriums wurde allerdings abgelehnt.

Theißen: Dass der Antrag abgelehnt wurde, heißt nicht, dass das Vorhaben nicht doch zumindest teilweise bereits durchgeführt worden war. Es ist leider eine schmutzige Praxis, dass Forscher mit einem Antrag das nächste Projekt finanzieren und nicht das, das im Antrag beschrieben wird. Das kommt gar nicht so selten vor.

WELT: Virologen wie Christian Drosten halten eine Zoonose für sehr viel wahrscheinlicher, den Übersprung vom Tier auf den Menschen. Eines seiner Argumente gegen die Laborhypothese lautet: Wenn jemand auf diese Weise Sars-CoV-2 entwickelt hätte, hat er das ziemlich umständlich gemacht. Drosten meint damit, dass der backbone, also das Grundgerüst von Sars-CoV-2 sich sehr stark von Sars-CoV-1 unterscheidet.

Theißen: Das Argument halte ich für äußerst schwach. Alle Plausibilitätsargumente in dieser Sache haben eine Schwäche. Da heißt es gerne: Wenn man dieses Virus hätte entwickeln wollen, hätte man das besser so oder so gemacht. Um das zu wissen, muss man aber das Ziel kennen. Je nach Ziel ändert sich die Vorgehensweise. Ich verstehe auch nicht, wieso man unbedingt von Sars-CoV-1 hätte ausgehen sollen. Alleine am WIV waren wahrscheinlich hunderte Proben von Coronaviren gelagert, die gar nicht oder erst später vermutlich auf Druck publiziert wurden. Proben des womöglich nächsten bekannten Verwandten von Sars-CoV-2, RaTG13, sind schon 2013 von Forschern in Wuhan angeblich aus Fledermauskot isoliert worden. Die Forscher haben dieses Virus aber erst in der Publikation von Sars-CoV-2 wie Kai aus der Kiste hervorgezaubert. Wer kann denn ausschließen, dass Sars-CoV-2 oder ein unmittelbarer Vorläufer eines der vielen Coronaviren am WIV war? Und dass ein Mitarbeiter es irgendwann aus der Tiefkühltruhe geholt und damit weitergearbeitet hat?

WELT: Forscher um den Evolutionsbiologen Michael Worobey kamen in einem Preprint zu dem Schluss, dass der Huanan-Markt für Seefrüchte die Quelle des Corona-Ausbruchs in Wuhan gewesen sein muss. Sie wollen das unter anderem belegen mit einer geografischen Nähe zwischen den frühen Corona-Fällen und dem Markt, die statistisch auffällig sei, sowie dem Tierhandel dort. Überzeugt Sie das?

Theißen: Schon vor ein paar Wochen bin ich von einem Statistikprofessor angesprochen worden, der die Statistik nicht nachrechnen kann. Er spricht von methodischen Fehlern, was die Analyse der frühen Fälle und ihre Nähe zum Markt angeht. Außerdem gehen die Forscher um Worobey davon aus, dass es zwei sehr frühe Linien des Virus gab, A und B, die darauf hindeuten, dass das Virus zweimal unabhängig auf den Menschen übergesprungen ist. Ob man das so interpretieren muss, ist aber umstritten. Insgesamt werden bei dieser Arbeit die Fakten sehr einseitig in Richtung natürlicher Zoonose interpretiert. Vielleicht ist ja aber auch ein infizierter Mitarbeiter des WIV auf dem Markt einkaufen gegangen und hat so die Infektionen dort verursacht – so etwas wird aber nicht einmal ernsthaft in Erwägung gezogen.

WELT: Die Forscher weisen in der Arbeit aber auch nach, dass – anders, als China behauptete – auf dem Markt noch Ende 2019 lebende Tiere gehandelt wurden. Darunter der Marderhund, den die Forscher als möglichen Zwischenwirt ausmachen.

Theißen: Das waren ganz, ganz ekelhafte Zustände, die dort aus Tierschutzsicht geherrscht haben. Aber in keinem der Marderhunde konnten direkt das Virus oder Antikörper nachgewiesen werden.

WELT: Weil die Tiere auch nicht mehr auf dem Markt waren, als er am 1. Januar 2020 von den Behörden geschlossen wurde.

Theißen: Natürlich, das schließt nicht aus, dass der Marderhund nicht doch das Wirtstier gewesen sein könnte. Aber man kann das nicht als eindeutige Evidenz präsentieren. Das halte ich für eine tendenziöse Interpretation.

WELT: Als Beleg präsentieren die Forscher außerdem Corona-positive Umweltproben aus dem Westteil des Marktes, wo die lebenden Tiere gehandelt wurden.

Theißen: Aber was sagt das wirklich darüber aus, wie Sars-CoV-2 auf diesen Markt gekommen ist, wenn nicht mal klar ist, ob diese Tiere infiziert waren, und wenn ja, ob sie das Virus eingeschleppt haben oder sich bei Menschen angesteckt haben? Es gibt mittlerweile auch eine Publikation von Forschern aus unserer Paris-Group zu diesem Thema, der Biologin Virginie Courtier-Orgogozo und dem Ingenieur Francisco de Ribera. Wie sie zeigen, haben sich einige der frühen Fälle in engen Räumen wie Toiletten angesteckt, was auf eine Übertragung von Mensch zu Mensch hindeutet. Auch diese Arbeit kann nicht klären, wie Sars-CoV-2 ursprünglich auf den Markt gekommen ist, aber sie weist zumindest klar auf diese Erkenntnislücke hin. In der Arbeit von Worobey und anderen hingegen werden die Fakten immer nur einseitig in Richtung natürliche Zoonose interpretiert. Da fragt man sich: Wieso ist das so? Wahrscheinlich, weil das immer noch die politisch angenehmste Interpretation ist.

WELT: Sie schreiben in Ihrem Buch von einer zweiten Pandemie, einer „Pandemie wissenschaftlicher Arroganz und medialer und politischer Ignoranz“. Anstatt einen möglichen Laborunfall ebenso wie eine Zoonose zu untersuchen, verwarfen viele Wissenschaftler eine der beiden Hypothesen schnell. In einem berüchtigten Brief – initiiert von Peter Daszak, unterzeichnet auch von Christian Drosten – wurden Anfang 2020 andere Erklärungen als die Zoonose als Verschwörungstheorien bezeichnet. Warum ist es dieser kleinen Gruppe danach gelungen, den Diskurs derart zu bestimmen?

Theißen: Die Virologie ist ein kleines Feld. Da gibt es, glaube ich, immer die Gefahr einer gewissen Art von Cliquenwirtschaft. Ich habe in den vergangenen eineinhalb Jahren auch mit vielen Journalisten gesprochen und gefragt, warum es in der Frage wenig investigativen Journalismus in Deutschland gibt. Eine Antwort war: Das ist Biochemie, das ist schwierig, wir müssen uns auf Experten verlassen. Und die stammen dann halt fast immer aus dieser Clique. Außerdem wollten Medienvertreter nicht in die Nähe von Verschwörungstheorien kommen. Nur ist nicht jede wissenschaftliche Hypothese, die gegen den Mainstream steht, eine Verschwörungstheorie. Und dann hat auch Donald Trump sehr viel Schaden angerichtet, weil er ein skrupelloser Demagoge ist. Er wollte mit der Hypothese des Laborunfalls Politik machen.

WELT: Die Laborhypothese kennt ja unterschiedlichste Varianten – manche mit sehr zweifelhaften Aussagen. In den sozialen Netzwerken findet man Spekulationen über Biowaffen oder verschwundene Institutsmitarbeiter, für die eine seriöse Grundlage fehlt.

Theißen: Ja, es gibt Verschwörungstheorien. Aber deswegen jede Variante einer Laborhypothese zu verwerfen, hieße argumentativ, das Kind mit dem Badewasser auszuschütten. Die Gegenseite sagt auch gerne: Wenn es keinen Hinweis auf eine künstliche Veränderung im Virus gibt, dann war es kein Laborunfall. Nur kann das Virus ja immer noch aus einem Labor stammen, auch wenn es genetisch nicht manipuliert wurde. Vielleicht wäre es nie nach draußen gekommen, wenn Forscher nicht in Höhlen in Südchina gekrochen und es herausgeholt hätten. Im Übrigen ist es heutzutage gut möglich, gentechnische Veränderungen vorzunehmen, ohne verdächtige Spuren zu hinterlassen.

WELT: In Ihrem Buch kritisieren Sie den Wissenschaftsbetrieb scharf. Was muss sich ändern, um künftig offenere Debatten führen zu können?

Theißen: Die Frage treibt mich natürlich um. Wahrscheinlich zeigt die Debatte um den Pandemieursprung, dass Forscher immer noch zu autoritätsgläubig sind. Man sollte die Rolle von Außenseitern in der Wissenschaft höher achten. Damit meine ich keine Verschwörungstheoretiker, sondern Menschen, die analytisch denken können und einen wissenschaftlichen Hintergrund haben. In meinem Buch mache ich auch den deutschen Institutionen der Forschungsförderung einen Vorwurf: Warum haben die Deutsche Forschungsgemeinschaft oder die Leopoldina nicht mal laut darauf hingewiesen, dass die Frage nach dem Ursprung ungeklärt ist und besser beantwortet werden sollte?

WELT: Wie erklären Sie sich die Zurückhaltung?

Theißen: Viele denken wohl, dass wir größere Probleme haben, als den Ursprung des Virus zu finden. Wir müssen mit der Pandemie umgehen. Die Corona-Forscher treten ja auch als Berater der Regierung auf. Womöglich wollen sie der Politik nicht reingrätschen mit einer Frage, die als esoterisch-wissenschaftlich, als Frage für Fachleute, erscheinen mag. Aber es geht darum, wie wir die nächste Pandemie verhindern können. Weltweit werden in Laboren weiter Dinge getan, die man als normaler Mensch nicht verantworten kann.

WELT: Sie meinen die sogenannte Gain-of-Function-Forschung, die Ihrer Meinung besser verboten werden sollte.

Theißen: Man kann unterschiedlicher Ansicht sein, was genau Gain-of-Function-Forschung bei Viren ist und welche Art verboten gehört, wenn überhaupt. Ich bin selbst Molekularbiologe und würde mir lieber die Hand abhacken, als anderen Wissenschaftlern zu verbieten, sinnvolle Experimente zu machen. Aber es muss auch eine rote Linie geben. In den letzten anderthalb Jahren habe ich von Dingen erfahren, die ich mir zuvor im Traum nicht hätte vorstellen können. Man weiß, dass Coronaviren Pandemien auslösen können. Und dann macht man sie noch gefährlicher, um noch mal zu gucken, ob das auch stimmt? Das ist für mich ein Spiel mit dem Feuer.

WELT: Welche Experimente zur Gain-of-Function-Forschung zählen, ist umstritten. Um ein greifbares Beispiel zu nennen: Für eine 2015 veröffentlichte Arbeit haben Shi Zheng-li, Coronavirus-Forscherin am WIV, und der US-Wissenschaftler Ralph Baric einen Teil eines Coronavirus mit einem Teil eines anderen Coronavirus zu einer sogenannten Chimäre kombiniert. Sollte man diese Forschung verbieten?

Theißen: Ich denke, weitere Forschung in dieser Richtung sollte man nur machen, wenn man absolut sicher ist, dass so ein Konstrukt nie in die Umwelt gelangen kann. Diese Sicherheit wird man aber nie bekommen. Also lautet die Antwort auf Ihre Frage: Ja, das sollte man lassen. Was will man damit überhaupt erreichen? Stehen die Gefahren in einem vertretbaren Verhältnis zum Erkenntnisgewinn?

WELT: Virologen sagen, sie wollen damit herausfinden, wie die nächste Pandemie ausbrechen könnte.

Theißen: Man muss doch abwägen: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass man das rauskriegt, und wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass man die nächste Pandemie damit überhaupt erst erzeugt? Lassen Sie uns spekulieren und sagen, Sars-CoV-2 ist wirklich im Labor entstanden. Dann wäre das, als hätte man den Planeten abgefackelt, um uns vor dem Feuer zu bewahren. Aber natürlich wehren sich viele Virologen vehement, weil sie sich ihren Forschungsbereich nicht wegnehmen lassen wollen.

WELT: In einem Interview sagten Sie einmal: „Langfristig wird die Wahrheit siegen.“ Sind Sie immer noch optimistisch, dass der Ursprung der Pandemie gefunden wird?

Theißen: Ich bin eigentlich kein optimistischer Mensch, aber in dieser Frage schon. Wir haben in den letzten Monaten so viel gelernt. In unserer Paris Group haben wir mit Menschen geredet, die der US-Regierung nahestanden und die Kontakte zu Geheimdiensten haben. Wir müssen nicht darauf warten, dass China eine Untersuchung zulässt. Auch auf amerikanischen Servern liegen Daten, die man nur auswerten muss. Chatprotokolle, Handykontakte, Satellitendaten für Wuhan zwischen September und Dezember 2019. Vieles davon ist mittlerweile freigegeben, ein wichtiger Teil soll aber noch unter Verschluss sein. Es geht auch um die Frage, wer wann welche Virus-Sequenzen besaß. Das WIV hat eine relevante Datenbank im September 2019 abgeschaltet. Aber auch an wichtige Daten zu Sequenzierungen ließe sich womöglich kom
men.

WELT: An diese Daten ließe sich kommen?

Theißen: Ich gebe Ihnen nur ein Beispiel von vielen. Wer im großen Stil sequenziert, macht das über Maschinenparks von Firmen. Dabei gibt es Verschmutzungen, denn in der Maschine war vorher vielleicht das Genom einer Laus, dann das einer Maus, dann das von Viren. Anhand dieser Kontaminationen kann man rekonstruieren, wann was wie wo sequenziert worden ist. Das ist wie ein molekularer Fingerabdruck. Ich habe bei meiner Suche nach dem Ursprung viele Forscher mit kriminalistischem Spürsinn getroffen. Ihre Energie lässt nicht nach. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich wäre der Letzte, der anfinge zu weinen, sollte eine Zoonose der Ursprung dieser Pandemie sein. Das wäre für die Wissenschaft wahrscheinlich das Beste. Aber das ist hier irrelevant. Was immer der Ursprung war, es wird herauskommen. Aber fragen Sie mich bitte nicht, wie lange das dauern wird …

Günter Theißens Buch „Das Virus. Auf der Suche nach dem Ursprung von Covid-19“ ist im Westend-Verlag erschienen und kostet als Paperback 20 Euro.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen