Von Dorothea Siems, Chefökonomin, 26.02.2024
Das ist beileibe keine radikale Forderung des FDP-Chefs, sondern beschreibt lediglich den geschrumpften Spielraum im Bundeshaushalt. Angesichts der sicherheitspolitischen Gefahrenlage auf der einen Seite und der wirtschaftlichen Stagnation auf der anderen muss die vom Kanzler ausgerufene „Zeitenwende“ endlich auch den Sozialsektor erreichen.
Doch
die reflexartige Ablehnung von Sozialdemokraten und Grünen zeigt, dass
bei den beiden linken Regierungspartnern die wirtschafts- und
finanzpolitische Realitätsverweigerung anhält. Lieber droht man
erfolgreichen Familienunternehmern und gutverdienenden Arbeitnehmern mit
noch höheren Steuern, als auf Herzensprojekte wie der neuen
Kindergrundsicherung oder das nächste Rentenpaket zu verzichten.
Auch beim Bürgergeld sehen beide Parteien kein Einsparpotenzial. Schützenhilfe gibt die Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi. Die Sozialausgaben in Deutschland seien im internationalen Vergleich nicht besonders hoch – und zuletzt auch keineswegs stark gestiegen, sagte die vor knapp zwei Jahren direkt aus der SPD-Fraktion an die Gewerkschaftsspitze gewechselte DGB-Vorsitzende der „Bild-Zeitung“.
Die Arbeitnehmer dürften das anders sehen. Schließlich ist mit der Ampel die Sozialabgabenquote über die Marke von 40 Prozent geklettert – Tendenz weiter steigend. Und seit Jahren stehen deutsche Arbeitnehmer im internationalen Vergleich zusammen mit den belgischen Kollegen an der Spitze bei der Steuer- und Abgabenbelastung.
SPD, Grüne und DGB setzen auf höhere Schulden, um weiterhin immer mehr Sozialleistungen finanzieren zu können. Doch die Schulden von heute sind die Steuern von morgen. Diesem Verzocken der Zukunft kann nur der Bundeskanzler ein Ende bereiten. Olaf Scholz hatte am Rande der Münchener Sicherheitskonferenz erklärt, dass der Bund die zugesicherten Mehrausgaben für Verteidigung künftig innerhalb des Regelhaushalts finanzieren und dafür bei anderen Ausgaben sparen werde. Sein Parteifreund und Vor-Vorgänger Gerhard Schröder hätte diese vernünftige Aussage mit einem „Basta“ versehen. Scholz muss das jetzt auch tun.
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