06 Juli 2025

Der andere Blick - Apokalypse Now: Linke Klimaschützer schlachten die Hitze politisch aus. Lösungen haben sie keine (NZZ)

Der andere Blick
Apokalypse Now: Linke Klimaschützer schlachten die Hitze politisch aus. Lösungen haben sie keine (NZZ)
von Morten Freidel, 02.07.2025, 3 Min.
Früher gab es kaum etwas Unpolitischeres als das Wetter. Das hat sich geändert. Dem Klimaschutz ist damit nicht gedient.
Seit Tagen steigt die Temperatur in Deutschland nicht nur draussen bedenklich, sondern auch in den Redaktionsräumen des öffentlichrechtlichen Rundfunks und in der Parteizentrale der Grünen. Ein unüberhörbares politisches Crescendo begleitete die Bürger bis zu diesem Mittwoch, dem vorerst heissesten Tag dieses Sommers. Politiker und Journalisten malten eine Katastrophe in düstersten Farben aus.
Um das Wetter ging es nur noch am Rande. Es ging gleich um das grosse Ganze, das Klima, verbunden mit der Mahnung, endlich mehr zu dessen Schutz zu tun. Im ZDF war die Rede von der «Klimakrise», die derzeit «jeder am eigenen Leib» spüre. Die grüne Parlamentsabgeordnete Lisa Badum verstieg sich gar zu der Behauptung: «Schatten und Wasser werden zum Luxus.» Unbestritten ist, dass mit der Klimaerwärmung Hitzewellen zunehmen. Dass bei Hitze auch der Schatten abnimmt, davon hörte man allerdings zum ersten Mal.
Seit einiger Zeit kann man in Deutschland und in der Schweiz ein wiederkehrendes Ritual beobachten. Sobald das Wetter Kapriolen schlägt, überbieten sich klimabewegte Politiker und Journalisten mit apokalyptischen Zustandsbeschreibungen. Nach ein paar Tagen Trockenheit wird vor ewiger Dürre gewarnt, bei Überschwemmungen vor dem Untergang. Immer geht es darum, den Klimaschutz wieder auf die politische Agenda zu setzen. Früher gab es kaum etwas Unpolitischeres als das Wetter, heute gibt es kaum etwas Politischeres.
Die Mahner haben kaum Lösungen
Der Klimawandel ist eine der grössten Herausforderungen der Menschheit. Die Weltgemeinschaft sollte mehr tun, um ihn wirksam zu begrenzen. Aber die atemlose öffentliche Debatte über das Wetter wird dabei nicht helfen, im Gegenteil. Die meisten Bürger haben begriffen, dass der Mensch das Klima erwärmt, indem er Treibhausgase ausstösst. Sie wissen auch, dass Dürren und Sturzregen häufiger werden. Sie brauchen nicht bei jeder Gelegenheit mit drohendem Unterton daran erinnert zu werden. Wer ständig erzogen werden soll, der wendet sich irgendwann ab. Manchen treibt es womöglich in die Arme von Leugnern.

Aber es geht hier um mehr. Ausgerechnet diejenigen, die am vehementesten vor dem Klimawandel warnen, haben kaum Lösungen für seine Eindämmung. Das zeigt sich schon im Kleinen. Im ZDF ging es auch um effektiven Hitzeschutz. Eine Expertin, die zum Thema interviewt wurde, traute sich aber nicht einmal, das Wort Klimaanlagen in den Mund zu nehmen. Stattdessen sprach sie verschämt von «aktiver Kühlung», die es nun womöglich in Spitälern brauche. Sofort kam Widerspruch. Das, sagte die Moderatorin Marietta Slomka, sei ja eigentlich «ökologisch total unkorrekt».

Dabei können auch moderne Wärmepumpen Gebäude kühlen. Es funktioniert genauso wie im Winter, nur umgekehrt. Was soll es denn nun sein: Finden die Linken die Wärmepumpe jetzt gut oder schlecht? Es überzeugt nicht einmal das Argument, Klimaanlagen seien Stromfresser. Sie werden vor allem dann genutzt, wenn die Sonne vom Himmel brennt, also auch Solarstrom in Massen zur Verfügung steht. Schon heute weiss in Deutschland an solchen Tagen keiner, wohin damit. Aber zum Kühlen von Gebäuden mit Klimaanlagen soll er bitte keinesfalls verwendet werden. Das zeigt die ganze Ahnungslosigkeit linker Klimaschützer.

Es ist absurd

So ist es auch im Grossen. Erst die von den Grünen massgeblich vorangetriebene Energiewende hat Deutschland in die Abhängigkeit von fossilen Kraftwerken getrieben. Sie müssen nun einspringen, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Heute nutzen ausgerechnet Grüne wie Andreas Audretsch das Wetter, um Stimmung zu machen gegen die Erschliessung neuer Gasfelder vor der Insel Borkum. Hätte Deutschland noch Atomkraftwerke, brauchte dort niemand zu bohren. Es ist absurd.

So wird die Akzeptanz für Klimaschutz niemals steigen. Dabei gäbe es dafür ein einfaches Mittel. Man muss nicht bei jedem Wetterphänomen in den moralischen Overdrive schalten. Man muss nur eine Klimapolitik machen, die möglichst wenig Wohlstand gefährdet und die industrielle Basis im Land erhält. Es ist genau das, was linke Klimaschützer nicht zu bieten haben.

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