Apokalypse Now: Linke Klimaschützer schlachten die Hitze politisch aus. Lösungen haben sie keine (NZZ)
Früher gab es kaum etwas Unpolitischeres als das Wetter. Das hat sich geändert. Dem Klimaschutz ist damit nicht gedient.
Seit
Tagen steigt die Temperatur in Deutschland nicht nur draussen
bedenklich, sondern auch in den Redaktionsräumen des
öffentlichrechtlichen Rundfunks und in der Parteizentrale der Grünen.
Ein unüberhörbares politisches Crescendo begleitete die Bürger bis zu
diesem Mittwoch, dem vorerst heissesten Tag dieses Sommers. Politiker
und Journalisten malten eine Katastrophe in düstersten Farben aus.
Um
das Wetter ging es nur noch am Rande. Es ging gleich um das grosse
Ganze, das Klima, verbunden mit der Mahnung, endlich mehr zu dessen
Schutz zu tun. Im ZDF war die Rede von der «Klimakrise», die derzeit
«jeder am eigenen Leib» spüre. Die grüne Parlamentsabgeordnete Lisa
Badum verstieg sich gar zu der Behauptung: «Schatten und Wasser werden
zum Luxus.» Unbestritten ist, dass mit der Klimaerwärmung Hitzewellen
zunehmen. Dass bei Hitze auch der Schatten abnimmt, davon hörte man
allerdings zum ersten Mal.
Seit
einiger Zeit kann man in Deutschland und in der Schweiz ein
wiederkehrendes Ritual beobachten. Sobald das Wetter Kapriolen schlägt, überbieten sich klimabewegte Politiker und Journalisten mit apokalyptischen Zustandsbeschreibungen.
Nach ein paar Tagen Trockenheit wird vor ewiger Dürre gewarnt, bei
Überschwemmungen vor dem Untergang. Immer geht es darum, den Klimaschutz
wieder auf die politische Agenda zu setzen. Früher gab es kaum etwas
Unpolitischeres als das Wetter, heute gibt es kaum etwas Politischeres. Die Mahner haben kaum Lösungen Der
Klimawandel ist eine der grössten Herausforderungen der Menschheit. Die
Weltgemeinschaft sollte mehr tun, um ihn wirksam zu begrenzen. Aber die
atemlose öffentliche Debatte über das Wetter wird dabei nicht helfen,
im Gegenteil. Die meisten Bürger haben begriffen, dass der Mensch das
Klima erwärmt, indem er Treibhausgase ausstösst. Sie wissen auch, dass
Dürren und Sturzregen häufiger werden. Sie brauchen nicht bei jeder Gelegenheit mit drohendem Unterton daran erinnert zu werden. Wer ständig erzogen werden soll, der wendet sich irgendwann ab. Manchen treibt es womöglich in die Arme von Leugnern. Aber
es geht hier um mehr. Ausgerechnet diejenigen, die am vehementesten vor
dem Klimawandel warnen, haben kaum Lösungen für seine Eindämmung. Das
zeigt sich schon im Kleinen. Im ZDF ging es auch um effektiven
Hitzeschutz. Eine Expertin, die zum Thema interviewt wurde, traute sich
aber nicht einmal, das Wort Klimaanlagen in den Mund zu nehmen.
Stattdessen sprach sie verschämt von «aktiver Kühlung», die es nun
womöglich in Spitälern brauche. Sofort kam Widerspruch. Das, sagte die
Moderatorin Marietta Slomka, sei ja eigentlich «ökologisch total
unkorrekt».
Dabei
können auch moderne Wärmepumpen Gebäude kühlen. Es funktioniert genauso
wie im Winter, nur umgekehrt. Was soll es denn nun sein: Finden die
Linken die Wärmepumpe jetzt gut oder schlecht? Es überzeugt nicht einmal
das Argument, Klimaanlagen seien Stromfresser. Sie werden vor allem
dann genutzt, wenn die Sonne vom Himmel brennt, also auch Solarstrom in
Massen zur Verfügung steht. Schon heute weiss in Deutschland an solchen
Tagen keiner, wohin damit. Aber zum Kühlen von Gebäuden mit Klimaanlagen
soll er bitte keinesfalls verwendet werden. Das zeigt die ganze
Ahnungslosigkeit linker Klimaschützer.
Es ist absurd
So ist es auch im Grossen. Erst
die von den Grünen massgeblich vorangetriebene Energiewende hat
Deutschland in die Abhängigkeit von fossilen Kraftwerken getrieben.
Sie müssen nun einspringen, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht
scheint. Heute nutzen ausgerechnet Grüne wie Andreas Audretsch das
Wetter, um Stimmung zu machen gegen die Erschliessung neuer Gasfelder
vor der Insel Borkum. Hätte Deutschland noch Atomkraftwerke, brauchte
dort niemand zu bohren. Es ist absurd.
So
wird die Akzeptanz für Klimaschutz niemals steigen. Dabei gäbe es dafür
ein einfaches Mittel. Man muss nicht bei jedem Wetterphänomen in den
moralischen Overdrive schalten. Man muss nur eine Klimapolitik machen,
die möglichst wenig Wohlstand gefährdet und die industrielle Basis im
Land erhält. Es ist genau das, was linke Klimaschützer nicht zu bieten
haben.
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