08 März 2024

Hitzige Debatte zur Entwicklungshilfe - „Das Verschleudern unserer Steuergelder in alle Welt ist für mich ein Verbrechen“ (Focus-Online)

Hitzige Debatte zur Entwicklungshilfe -
„Das Verschleudern unserer Steuergelder in alle Welt ist für mich ein Verbrechen“ (Focus-OnlIne)
FOCUS-online-Chefreporter Göran Schattauer, Freitag, 08.03.2024
Ein FOCUS-online-Bericht zur deutschen Entwicklungshilfe hat viele Leser aufgeregt. Sie verstehen nicht, warum die Bundesregierung andere Länder mit Milliarden unterstützt, obwohl es bei uns so viele Probleme gibt: Altersarmut, kaputte Straßen, marode Infrastruktur.
Unverständnis, Empörung, Wut, beißender Spott – so lassen sich die Reaktionen Hunderter Leser auf einen FOCUS-online-Artikel zur deutschen Entwicklungshilfe zusammenfassen.
Unter der Überschrift „Frau Schulze muss sparen – aber für Radwege in Peru ist weiter Steuergeld da“ hatten wir über die geplanten Ausgaben des Entwicklungsministeriums unter Svenja Schulze (SPD) für 2024 berichtet. Trotz angespannter Haushaltslage und deutlicher Mittelkürzungen stehen dem Ministerium 11,22 Milliarden Euro zur Verfügung

Zwar legte eine Sprecherin des Ministeriums dar, dass in diesem Jahr einige Unterstützungen zurückgefahren werden müssten, etwa bei der Bekämpfung des weltweiten Hungers. Zugleich stellte sie klar, dass bestimmte Projekte unangetastet blieben, darunter „Investitionen in den Umwelt- und Klimaschutz in Peru, Kolumbien und Montenegro“.
Artikel zur Entwicklungshilfe: „Sprachlos und wütend“

Leserin Christina Horbin quittiert die Aussagen mit deutlichem Groll: „Ich bin nur noch sprachlos und wütend. “

Klaus Brinkmann fragt sich, „wann dieses Land, seine Menschen und seine Politik dermaßen falsch abgebogen“ seien. Über die Ausgaben bei der Entwicklungshilfe könnten „normale Menschen nur den Kopf schütteln “.

Lesen Sie hier: Frau Schulze muss sparen – aber für Radwege in Peru ist weiter Steuergeld da

Diese Haltung entspricht der Meinung der großen Mehrheit der FOCUS-online-Leser. In ihren Kommentaren mahnen sie an, dass Deutschland auch – manche meinen: zuerst – an sich denken sollte. Vielfach folgt der Verweis auf „unsere eigenen Probleme“: Altersarmut, desolate Infrastruktur, löchrige Straßen, marode Schulen, kränkelnde Wirtschaft und vieles mehr.

Hier einige exemplarische Stimmen, zum Teil gekürzt:

„Deutschland ein reiches Land? Viele Bürger, die in ihren Wohnungen frieren müssen, sich nicht ordentlich ernähren können, werden das ganz anders sehen. Armut ist direkt nebenan. “ (Rainer Zimmer)
„Wie wäre es denn mal mit Armutsbekämpfung im Inland ? Diese Regierung ist völlig ungeeignet und enthemmt, was die Ausgabe unserer Steuergelder anbelangt.“ (Walter Drobeck)
„Für uns und unser Land bleibt nichts übrig. Hier sehen die Straßen aus wie damals in der DDR… Die Firmen wandern ab, Arbeitsplätze gehen verloren, alles wird teurer und teurer.“ (Barbara Thews)
„Das Verschleudern unserer Steuergelder in alle Welt ist für mich ein Verbrechen. Deutschland ist kein reiches Land. Wir haben Schulden, marode Straßen, Schulen, Krankenhäuser, etc. Das Geld fehlt überall bei uns. “ (Karin Theis)
„Mir ist schlecht, nachdem ich das gelesen habe… Wie kann ein Politiker morgens noch in den Spiegel schauen, der so viel Steuergeld verschenkt und gleichzeitig sieht, wie unser Land den Bach runtergeht.“ (Jochen Schoeneberg)
„Was für eine unglaubliche Schweinerei. Jedes Jahr werden 12 Milliarden Euro sinnlos in aller Welt verteilt, für nichts. Man könnte mit dem Geld anfangen, die Kommunen zu entschulden. Oder die maroden Schulen auf Vordermann bringen. In den Schulen kostenloses Essen anbieten.“ (Wolfgang Müller)

Geld für Rentner? „Wir sind es offensichtlich nicht wert“

„Wie viele Rentner in Deutschland hätten von dem Geld auch einen Inflationsausgleich bekommen können. Aber wir sind es offensichtlich nicht wert, obwohl wir den Wohlstand mit aufgebaut haben.“ (Siegfried Reinhold)
„Bestehende Verpflichtungen einhalten? Haben Deutschlands Politiker und Politikerinnen nicht zuallererst Verpflichtungen den Deutschen in Deutschland gegenüber?“ (Heike Bergmann)
„Vernünftige Radwege in Peru sind seeeehr wichtig? Was kümmern da Schlaglochpisten in Duisburg und dem Rest des besten Deutschlands aller Zeiten? Man muss Prioritäten setzen – und da fängt man beim Rest der Welt an.“ (Peter Klar)
„Deutschland ist in den Augen der politisch Verantwortlichen nur dann reich, wenn es gilt, Milliarden von Steuergeldern in der Welt zu verteilen . Wenn es aber darum geht, unseren Rentnern eine vernünftige Rente zu zahlen, ist kein Geld da. Das gleiche gilt für die Erneuerung der Infrastruktur und die Digitalisierung.“ (Anton Granny)
„Ernsthaft? Genderprojekte in China, positive Maskulinität in Ruanda? Was soll das? Frau Schulze sollte lieber darauf hinwirken, dass Deutschland nicht irgendwann selbst ein Entwicklungsland wird. Wir sind auf dem besten Weg dorthin.“ (Andreas Hemm)
„Geben kann man immer dann und auch reichlich, wenn es einem gutgeht. Zurzeit scheint das nicht so zu sein, immerhin sind wir Schlusslicht in Europa. Insofern ist es nicht an der Zeit, den Chinesen das Gendern beizubringen. Ebenso könnte man in Moskau ein Demokratiezentrum aufbauen!“ (Horst Buchholz)
„Wenn Ideologie das Handeln bestimmt , ist nichts anderes zu erwarten. Ich hoffe, dass die nächste Regierung diesen Wahnsinn stoppt und nur Hilfe an Staaten gibt, die ihre illegal bei uns eingereisten Mitbürger zurücknehmen.“ (Werner Koslowski)

Leser: „Wir retten die Welt und sind selber pleite“

Viele FOCUS-online-Leser halten Entwicklungshilfe grundsätzlich für fragwürdig oder bezweifeln, dass das Geld vor Ort vernünftig eingesetzt wird. So schreibt Bernd Neugebauer: „Fährt da jemand hin und kontrolliert das neu Gebaute nebst Abrechnungen? Oder wird wieder an das Gute im Menschen appelliert ?“ Weitere Kommentare:
„Das kann und darf doch alles nicht mehr wahr sein. Wieso müssen wir für die Probleme anderer Länder zahlen? Wenn die dort Regierenden das Geld lieber für sich selber verwenden (Luxuspaläste, Jachten, Luxusautos etc.), anstatt in die eigene Infrastruktur zu stecken, so kann das ja wohl kaum unser Problem sein. Wir retten die Welt und sind selber pleite. Was für eine Logik!“ (Andreas Jäger)
„Wer sehen will, was mit Entwicklungshilfegeldern teilweise passiert, sollte mal nach Äthiopien gucken. Das Land ist pleite, baut aber einen Regierungspalast für geschätzte 10 Milliarden Euro. Auch mit Hilfsgeldern, die aus Europa kommen.“ (Rainer Schreiner)
„Dieses Geldverschenken in alle Welt ist völlig sinnlos. Das Geld versickert in den Zielländern, wird von korrupten Eliten abgeschöpft oder einfach aufgegessen. Entwickelt wird da gar nichts und es wird auch nicht zusammengearbeitet.“ (Bernd Kreps)
„Wer kontrolliert eigentlich, dass die Gelder zweckbestimmt eingesetzt werden? Wer misst den Erfolg der Investition? Wahrscheinlich niemand. Und darum ist auch anzunehmen, dass viel Geld sich einfach in Luft auflöst.“ (Frank Martni)
„Politiker geben Geld aus, das sie nicht selbst erwirtschaftet haben – das verpflichtet zu einer besonderen Verantwortung! Dieser Verantwortung werden Sie nicht gerecht. Stattdessen stellen sich als moralisch erhöhte Retter der restlichen Welt dar.“ (Bernd Zyweck)
„Bei der momentanen Haushaltssituation sollte dieser Etat komplett gestrichen werden. Aber leider arbeitet diese Regierung weiterhin massiv gegen die eigenen Bürger. Ob Frau Paus (gemeint ist die grüne Bundesfamilienministerin Lisa Paus, die Redaktion) zunächst mal die Energiekosten ihrer Nachbarn bezahlt, bevor sie ihre eigene Wohnung vor Schimmel bewahrt? Ich glaube kaum.“ (Amelie Jensen)

Beißender Spott für Ministerin Schulze: „Peru sehr bergig“

Nicht nachvollziehen können viele FOCUS-online-Leser die Argumentation des Entwicklungsministeriums.

So hatte eine Sprecherin wörtlich erklärt: „Wenn es also beispielsweise gelingt, in Peru verstärkt auf klimafreundliche Verkehrsmittel umzusteigen, in Montenegro den Energieverbrauch zu reduzieren oder in Kolumbien die Umwelt zu schützen, profitieren wir alle.“

Es sei schließlich „egal, ob die Tonne CO2 in Peru, in Kolumbien, Montenegro oder in Deutschland eingespart wird. Jede Einsparung ist gleich wichtig für den weltweiten Klimaschutz.“

Leser Peter Munk kontert scharfzüngig: „Na dann können wir unsere Finanzmittel doch auch genauso gut in die deutsche Infrastruktur stecken. Zumindest, wenn es nicht um bereits zugesagte Gelder geht.“

Kommentator Werner Friedel hat noch einen weitergehenden Vorschlag an Ministerin Svenja Schulze (SPD), wenngleich der beißende Spott nicht zu überlesen ist:

„Da Peru sehr bergig ist, sollte man auch die Entwicklung von Fahrradgangschaltungen bezuschussen.“

Hitzige Debatte zur Entwicklungshilfe„Das Verschleudern unserer Steuergelder in alle Welt ist für mich ein Verbrechen“
Hitzige Debatte zur Entwicklungshilfe„Das Verschleudern unserer Steuergelder in alle Welt ist für mich ein Verbrechen“

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