Lob von SPD und GrünenKaum ein hochrangiger deutscher Politiker liess es sich seither nehmen, die Demonstrationen zu loben – und die vermeintlich daran teilnehmende Mitte der Gesellschaft. Der SPD-Co-Vorsitzende Lars Klingbeil etwa teilte mit: «Ich sage der AfD in aller Deutlichkeit: Das ist die Mehrheit der Menschen in diesem Land. Das ist das moderne Deutschland.» Auch die Grünen-Co-Chefin Ricarda Lang rühmte die Proteste: «Wir sehen, die Mitte dieses Landes steht auf, um unsere demokratische Grundordnung zu verteidigen.» Von wegen.
Eine
nun vorgestellte Studie der Universität Konstanz bringt das Narrativ
von der demonstrierenden Mitte ins Wanken. Bei einer Befragung von
wahlberechtigten Demo-Teilnehmern nach ihrer politischen Orientierung
stellte sich heraus: Satte 61 Prozent hatten bei der Bundestagswahl 2021
die Grünen gewählt. 65 Prozent ordneten sich politisch links der Mitte
ein, 5 weitere Prozent links aussen. «Mitte-rechts» verorteten sich nur 3
Prozent.
Von einer «schweigen Mehrheit» kann also nicht die Rede sein – eher von einer sehr grünen und linken Minderheit, die als Mehrheit dargestellt wurde. Wähler der bürgerlichen Parteien waren laut der Studie bei den Demos nur schwach vertreten. 8 Prozent gaben an, CDU und CSU gewählt zu haben, 3 Prozent FDP.
Eine echte Überraschung ist das nicht. Schon bei den Aufrufen zu den Demonstrationen verschwamm vielerorts die Grenze zwischen rechts und rechtsextrem.
Dass sich die gesellschaftliche Mitte vom extremen Rand abgrenzen will,
ist gut und richtig. Eine Abgrenzung von demokratisch rechten, also
konservativen Positionen grenzt allerdings weite Teile des bürgerlichen
Lagers aus – und damit einen grossen Teil der demokratischen Mitte.
Schon vor der Konstanzer Studie gab es Anlass, am Bild der protestierenden Mehrheit zu zweifeln. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa ergab, dass nur 37 Prozent der Deutschen die Demos unterstützen. Das hielt viele Medienvertreter nicht davon ab, geradezu euphorisch über die Proteste zu berichten. Vom «Aufstand der Anständigen» war im «Tagesspiegel» die Rede. Der «Spiegel» feierte die «gelebte Demokratie». Und die «Süddeutsche Zeitung» wärmte sich an dem «befreienden Gefühl, unter Demokratiefreunden zu sein». Ja, aber vornehmlich unter links-grünen Freunden.
Das
schiefe Bild vom Protest passt zur kritiklosen Berichterstattung über
die geschickte Erzählung des Mediums «Correctiv». Teile von dessen
Recherche über das Potsdamer Treffen sind inzwischen fragwürdig
geworden. Für angebliche «Deportationspläne»
gegen deutsche Staatsbürger mit Migrationshintergrund, die sowohl
Journalisten als auch Politiker aus dem Artikel ableiteten, fehlt bis
heute jeder Beweis. Doch der Spin hat sich durchgesetzt, er wird sogar vom Kanzler wiederholt.
Auf eine fragwürdige Berichterstattung folgte ein falsches Narrativ
einer sich erhebenden Mehrheit. Tatsächlich ist es wohl eher ein kleiner
Teil der gesellschaftlichen Mitte, der sich seit Wochen selbst
vergewissert, auf der richtigen Seite zu stehen.
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