10 Juni 2024

Die Grünen sind bei der Wahl eingebrochen. Die jungen Leute wählen lieber AfD (NZZ)

Die Grünen sind bei der Wahl eingebrochen. Die jungen Leute wählen lieber AfD (NZZ)
Der Stimmungswandel bei den Jungwählern könnte kaum deutlicher sein. Statt grün, wie bei der letzten Europawahl, wählen sie lieber konservativ-rechts.
Beatrice Achterberg, Berlin
Obwohl die Grünen sich für die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre einsetzten, hat diese ausgerechnet ihnen nichts genutzt. Die Mehrheit der Jungwähler in Deutschland wählte bei der Europawahl konservativ-rechts. Erstmals durften auch deutsche Bürger ab 16 Jahren wählen, die Jungwähler sind also die 16- bis 24-Jährigen.
AfD und Union erreichten zusammen 33 Prozent der Stimmenanteile bei den unter 25-Jährigen. Die Grünen landeten mit 11 Prozent nur auf Platz drei. Die SPD konnte sich im Vergleich zur letzten Wahl leicht verbessern auf 9 Prozent. Die FDP erhielt 7 und das erstmals angetretene Bündnis Sahra Wagenknecht kam auf 6 Prozent.
Bei den Jungwählern sind AfD und Union am stärksten
Im Jahr 2019 war Bündnis 90 / Die Grünen in der Altersgruppe von 18 bis 24 Jahren noch die beliebteste Partei. Damals kam die grüne Partei laut einer Umfrage von Infratest dimap auf einen Stimmenanteil von 34 Prozent. Nur 5 Prozent entschieden sich für die AfD. Damit hat die Rechtsaussenpartei in den fünf Jahren seit der letzten Europawahl 11 Prozentpunkte zugelegt.

Oft werden die Grünen medial als Partei der jungen Generation dargestellt. Das liegt auch an Vorfeldorganisationen wie Fridays for Future, deren in deutschen Talkshows omnipräsente Sprecherin Luisa Neubauer Grünen-Mitglied ist. Für starke AfD-Ergebnisse waren nach Wahlanalysen bisher mittelalte Männer verantwortlich sowie die treue Wählerschaft im Osten.

Bei den Bundestagswahlen 2017 und 2021 war die AfD am erfolgreichsten bei den mittleren Jahrgängen der zwischen 35- und 59-Jährigen. Damals erreichte die Partei bei den Jüngeren zwischen 18 und 25 nur einstellige Ergebnisse. Die Ergebnisse der Europawahlen gelten als Stimmungstest für die Landtagswahlen im September in den drei ostdeutschen Bundesländern Thüringen, Brandenburg und Sachsen – dann wird sich zeigen, ob der Trend bei den Jungen hält.

Ein Grund für den Stimmenverlust der Grünen ist gemäss der Umfrage von Infratest dimap, dass die Wichtigkeit des Klimawandels von Wählern aller Altersstufen als geringer bewertet wird als im Jahr 2019. Trotzdem landet «Sorge vor dem Klimawandel» noch auf Platz zwei der grössten Sorgen der Deutschen.

Allerdings zeigt die Umfrage auch, dass die Sorgen der Wähler in Bezug auf steigende Kriminalität, den starken Einfluss des Islam und den Zuzug von Fremden deutlich gestiegen sind. Ausserdem fürchten mehr Leute als bei der letzten Befragung, dass sich das Leben zu stark verändern könnte.

All diese Sorgen dürften durch die weitestgehend ungesteuerte Migration nach Europa und nach Deutschland gefördert werden – was die Jungwähler offenbar bemerkt haben.

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