Frankreich zeigt, was Deutschlands Problemvierteln bevorstehen könnte (WELT+)
Ressortleiter Außenpolitik
Die Gewaltorgien in Frankreich sind keine Naturkatastrophe. Um etwas zu
ändern, muss man das Problem benennen – in seiner sozialen, aber auch
in der religiösen und kulturellen Dimension. Das ist auch ein Rezept für
Deutschlands Problemviertel, die
sich angesichts von Rekordzuwanderung womöglich in einer frühen Phase
der französischen Entwicklung befinden.
Deutschland blickt auf die Vorstadtunruhen
in Frankreich wie auf ein Erdbeben oder einen Vulkanausbruch. Man ist
erschüttert und fasziniert – kann aber nichts ändern an den Launen des
Planeten. In Wahrheit hat sich in den heutigen Problemvierteln über die
Jahrzehnte sehr viel verändert.
Die Cités mit ihren riesigen
Wohnriegeln haben eine lange Geschichte. Sie waren ähnlich wie die
DDR-Plattenbauten ein Nachkriegswohntraum. In ihnen feierten während der
„Trente Glorieuses“, wie die Franzosen ihre Wirtschaftswunderzeit von
1945 bis 1975 nennen, Hunderttausende Familien den Aufstieg in die
Mittelschicht. Franzosen, die aus der Provinz oder baufälligen Häusern
der Altstädte dort eingezogen waren; Zuwanderer aus anderen europäischen
Ländern. Einwanderer aus den Ex-Kolonien waren nur ein Teil.
Ab den 1970er-Jahren bröckelte in den Cités die minderwertige
Bausubstanz. Wer es sich leisten konnte, zog in Einfamilienhäuser oder
in renovierte Altbauten. Zurück blieben die Armen und Aussichtslosen.
Oft waren es einstige Einwanderer, die spätestens mit dem Verlust ihrer
klassischen Fabrikjobs in den 1980er- und 1990er-Jahren den Respekt
ihrer Söhne einbüßten, die nun nach der Macht in der Familie griffen.
Der „Narcotrafic“ ersetzte die Fabrik. Ideologischen Halt gab immer
öfter ein Machismo, der sich auch aus dem Islamismus speiste: Verachtung
für Frauen, Bildung und alles Französische sind die neuen „Ideale“.
Milliarden pumpte der Staat in die Viertel, heute sind viele No-Go-Areas
top renoviert. Mehr Sozialarbeiter und Lehrer brachten Erfolge. Aber
wer heute den Aufstieg aus dem Ghetto schafft, zieht weg – und wird
ersetzt durch neue Verlierer.
Die Gewaltorgien sind keine
Naturkatastrophe. Aber um etwas zu ändern, muss man das Problem benennen
– in seiner sozialen, aber auch in der religiösen und kulturellen
Dimension. Das ist auch ein Rezept für Deutschlands Problemviertel, die
sich angesichts von Rekordzuwanderung womöglich in einer frühen Phase
der französischen Entwicklung befinden.
Anmerkung:
Bei den Berichten zu Nahel M. wird meistens unterschlagen, dass dieser "unschuldige" 17jährige, in Wirklichkeit ein polizeibekannter Mehrfachtäter gewesen sein soll, der nur eine Woche zuvor bereits wegen "Verweigerung von Befehlsbefolgung und Fahrerflucht („refus d’obtemperer“) erwischt worden und deswegen zum Gericht vorgeladen war. (https://www.lefigaro.fr/faits-divers/mort-de-nahel-le-recit-de-la-course-poursuite-minute-par-minute-20230629)
Auch möchte man in der Mehrzahl der Medien nicht gern darüber berichten, dass er einen in Polen zugelassenen (!) , ca. 57.000,- Euro teuren Mercedes-AMG A 45 mit hoher Geschwindigkeit über die Busspur und mehrere rote Ampeln fuhr. Als er wegen eines Staus anhalten musste, stellten ihn die Polizeibeamten und forderten ihn mit gezogener Waffe auf auszusteigen. Stattdessen soll er versuchte haben zu flüchten.
Auch möchte man in der Mehrzahl der Medien nicht gern darüber berichten, dass er einen in Polen zugelassenen (!) , ca. 57.000,- Euro teuren Mercedes-AMG A 45 mit hoher Geschwindigkeit über die Busspur und mehrere rote Ampeln fuhr. Als er wegen eines Staus anhalten musste, stellten ihn die Polizeibeamten und forderten ihn mit gezogener Waffe auf auszusteigen. Stattdessen soll er versuchte haben zu flüchten.
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