27 Juli 2023

Studie zu Polarisierung : Linke lehnen die Meinungen anderer stärker ab (FAZ)

Die, die sich die Toleranz auf die Fahnen geschrieben haben, sind häufig die Intolerantesten, wenn es um andere Meinungen geht.
Studie zur Polarisierung
Linke lehnen die Meinungen anderer stärker ab (FAZ)
In Europa gehen die Wähler von linken und grünen Parteien stark auf Distanz zu Menschen, die politisch anders denken. Das wird besonders bei den emotional besetzten Themen deutlich. Und in Deutschland?

  • Eine Studie der Technischen Universität Dresden zeigt eine stärkere Polarisierung bei Menschen mit linken politischen Überzeugungen im Vergleich zu denen mit rechten Überzeugungen
  • Linke und Grüne neigen dazu, Menschen mit abweichenden Meinungen stärker abzulehnen.
  • Anhänger der AfD und der Grünen zeigen in Deutschland die stärkste Polarisierung.

Auf der nach oben offenen Wut-Skala landet ein politisches Lager allerdings besonders oft im Alarmbereich.

Forscher der Technischen Universität Dresden haben eine Studie durchgeführt, die aufzeigt, dass Menschen, die sich politisch als „links“ identifizieren, tendenziell eine stärkere Polarisierung aufweisen als diejenigen, die sich als „rechts“ einordnen. „Wer sich politisch als ‘links’ beschreibt, ist im Schnitt deutlich stärker polarisiert als Menschen, die sich eher ‘rechts’ verorten“, heißt es in der Studie. Mit anderen Worten: Was insbesondere Grüne und Linke anprangern, nämlich Hass und Hetze, ist bei ihnen besonders stark ausgeprägt. Sie hassen stärker als Rechte.

Linke und Grüne lehnen Andersdenkende besonders heftig ab

Im Rahmen der Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov durchgeführt wurde, wurden rund 20.000 Personen in zehn EU-Mitgliedsstaaten befragt. Sie untersuchte, wie gespalten die Menschen in der Europäischen Union bei verschiedenen Themen sind und bei welchen gesellschaftlichen Gruppen die stärkste Polarisierung beobachtet werden kann.

Die Ergebnisse zeigten, dass Linke und Grüne dazu neigen, Menschen mit ähnlichen Meinungen als sehr positiv und Menschen mit abweichenden Ansichten als sehr negativ zu beurteilen. Dieses Phänomen wird von den Forschern als „affektive Polarisierung“ bezeichnet. Insbesondere bei Themen wie Klimawandel, Migration und dem Umgang mit sexuellen Minderheiten zeigten Anhänger von linken und grünen Parteien die stärkste Ablehnung gegenüber Andersdenkenden.

Konservative können mit anderen Ansichten leben

Im Gegensatz dazu zeigten Nichtwähler, Christdemokraten und Konservative eine größere Toleranz gegenüber anderen Ansichten. „Am geringsten fällt die Ablehnung abweichender Meinungen hingegen bei Nichtwählenden sowie bei der Wählerschaft christdemokratischer oder konservativer Parteien aus“, fasst die Studie zusammen.

In Deutschland zeigte sich generell eine hohe politische Polarisierung, wobei Anhänger der AfD und der Grünen die stärkste Frontenbildung aufwiesen.

Deutsche Linke sind verbohrter als deutsche Rechte

Allerdings beharrten deutsche Linke im europäischen Durchschnitt stärker auf ihrer Meinung als Rechte.

Die Themen Migration und Klimawandel tragen laut der Studie in den zehn teilnehmenden Ländern am meisten zu einer Polarisierung in der Gesellschaft bei. Auch hier heißt es: „Generell sind Linke stärker polarisiert als Rechte.“ Beim Thema Zuwanderung zeigten sich aber Personen, die sich politisch rechts positionieren, stärker „affektiv polarisiert“, teilen die Forscher in der Studienauswertung mit. Unter affektiver Polarisierung verstehen die Wissenschaftler, wenn sich Menschenm die in gesellschaftspolitischen Fragen verschiedener Meinung sind, auch mit emotionaler Ablehnung reagieren.

Italiener diskutieren am emotionalsten

„Italien weist generell das höchste Maß an affektiver Polarisierung auf, vor Griechenland und Ungarn. Im Gegensatz dazu sind die Befragten in den Niederlanden und Tschechien am wenigsten polarisiert.“ Deutschland liege im Mittelfeld, hieß es.

Im Zusammenhang mit Migration seien diejenigen am stärksten polarisiert, die den Zuzug von Ausländern begrenzen wollen. Im Zusammenhang mit Klimawandel seien es jene, denen die politischen Maßnahmen zur Bekämpfung nicht weit genug gingen, erklärte Studienleiter Hans Vorländer.

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