24 April 2022

Unterstützung der Ukraine - Schwere Waffen

Unterstützung der Ukraine - Schwere Waffen

Es vergeht kein Tag und keine aktuelle TV-Sendung in denen die Medien nicht als Verstärker und Sprachrohr für diejenigen auftreten, die vehement schwere deutsche Waffen aus Bundeswehrbeständen für die Ukraine fordern. Dieses ständige Trommeln für „Schwere Waffen" hat inzwischen die Form einer Gehirnwäsche angenommen, weil angeblich auch die Mehrheit der Deutschen für eine derartige Lieferung sein soll.
Es dürfte zu behaupten sein, dass viele, die diese Forderung jetzt aufstellen und verstärken, nicht einmal genau wissen, was „schwere Waffen“ eigentlich sind. Ist die „Schwere“ abhängig vom Gewicht, vom Kaliber, von der Reichweite der Waffen, von der Panzerung, von der Reichweite der Fahrzeuge oder gar allem zusammen? Zudem stellt sich die Frage, wie sinnvoll es ist, jetzt solche Waffen an die Ukraine zu liefern und wie lange würde es voraussichtlich dauern, bis diese so zum Einsatz kommen, dass sie auch wirkungsvoll eingesetzt werden könnten?

Ein sogenannter CDU-Verteidigungsexperte, Henning Otte aus Celle, sagte in einem Interview mit der Braunschweiger Zeitung: „Wir müssen alle Waffen liefern, die Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffs benötigt, die WIR BEREITSTELLEN KÖNNEN und bei denen KEINE INSTANDHALTUNG UND AUSBILDUNG AUF UKRAINISCHEN BODEN NOTWENDIG IST."
Otte schränkte ein, dass es sich dabei aber nicht um die von der Ukraine geforderten Schützenpanzer handeln könne. „Das System Marder ist nicht nur KOMPLEX, es ist auch durch seine Bordkanone in der Feuerkraft eingeschränkt".

Ich gehe davon aus, dass das auch für Leopard Panzer zutrifft, dass die so komplex sind, dass sie nicht ohne weiteres von Soldaten einer fremden Macht bedient werden können. Abgesehen davon, dass es mit „nackten“ schweren Waffen allein nicht getan ist und mehr dazu gehört.
Auch Militärexperte Carlo Masala sieht in der kurzfristigen Lieferung ein Problem im Aufbau einer Logistik-Kette, also einer Infrastruktur für die Wartung, Reparatur, Ersatzteile und um die Panzer mit Munition und Treibstoff zu versorgen. "Die meisten denken, man stellt den Ukrainern den Panzer in Kiew auf den Hof und dann ist es gut".

So einfach sei es allerdings nicht, räumte der Experte ein. Sobald es sich nämlich um komplexe Waffensysteme handelt, mit denen die Ukrainer nicht vertraut sind, wie z.B. dem Leopard 1 oder Schützenpanzer Marder, wird es deutlich komplizierter.

Um diese Waffen effizient einsetzen zu können, müssen die Besatzung, bestehend aus Kommandant, Richtschütze, Kraftfahrer und im Kampfpanzer auch dem Ladeschützen, ausgebildet sein und harmonieren, um das Waffensystem richtig zu bedienen und im besten Falle zu beherrschen. Um laden, zielen und treffen zu können, sowohl gegen Erd- und Luftfeind, um Störungen beseitigen, das Gerät warten und ggfs. instandsetzen zu können, sowohl Waffe als auch Fahrzeug und den Panzer in jedem Gelände und bei jedem Wetter fahren zu können, ist eine umfassende Ausbildung aller Besatzungsmitglieder erforderlich. Ohne an den Fahrzeugen und am Gerät ausgebildete Elektroniker, Kfz- und Waffenmechaniker wird das Großgerät zur Einmal- oder gar zur Wegwerfwaffe. Sobald nämlich Störungen auftreten oder das Fahrzeug ausgefallen ist, muss es stehengelassen und aufgegeben werden (und fällt dann ggf. in russische Hände)
Vor diesem Hintergrund mal locker zu fordern, Marder- und Leopard Panzer zu liefern, die dann von Soldaten bedient werden sollen, die bisher Waffen und Munition des ehemaligen Warschauer Paktes verwenden, ist nicht nur abenteuerlich, sondern naiv und von parteipolitischem Kalkül geprägt. Es hat den Anschein, dass viele diese Forderung stellen und befürworten, weil sie glauben, mit der Lieferung „schwerer Waffen“ könnte man das Problem lösen. Vor allem aber beruhigt es das eigene Gewissen, da man ja das vermeintlich Richtige fordert.

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