24 April 2022

Wie können diese Ukrainer es wagen, ein dermaßen glückliches Leben zu führen? – Über den Neid und die Wut und die Rache von Russlands Frauen (NZZ)

Ein unfassbarer Artikel
Wie können diese Ukrainer es wagen, ein dermaßen glückliches Leben zu führen? – Über den Neid und die Wut und die Rache von Russlands Frauen (NZZ)

21.04.2022. Geschrieben von Alissa Ganijewa, die als Schriftstellerin und Literaturkriterin in Moskau lebte, aber Russland mittlerweile verlassen hat.

Angesichts des mit äußerster Brutalität geführten Krieges gegen die Ukraine ist derzeit viel von toxischer russischer Männlichkeit die Rede. Übersehen wird dabei gern die Rolle der russischen Frauen als willige Beihelferinnen.
Auszüge
 

  • Die Tatsache, dass sich der russische Staat keineswegs um jeden seiner Bürger kümmert, der in seinem blutigen Krieg gegen die Ukraine ums Leben kommt, überrascht ganz und gar nicht: Mütterchen Russland war schon immer äußerst grimmig zu ihren Kindern.
  • Was speziell auffällt, ist die Gefühllosigkeit der wirklichen Mütter gegenüber ihren Söhnen, die in Kriegsgefangenschaft geraten sind. In Dutzenden von ukrainischen Anti-Propaganda-Videos, in denen russische Kämpfer ihre Mütter zu Hause anrufen, bringen sie weder Entsetzen noch Mitgefühl zum Ausdruck. Ihre Äußerungen sind gleichgültig, kalt und sogar vorwurfsvoll, als ob sie wütend oder verärgert seien.
  • Ein normaler Mensch kann nur schwer verstehen, was hinter diesem Verhalten steckt. Ich verfolge verschiedene regionale russische Chats, in denen sich die Teilnehmer in aggressiv-mörderischen Parolen gegen die Ukrainer suhlen.
  • Die von den Ukrainern mitgeschnittenen Gespräche russischer Soldaten mit ihren Müttern, Freundinnen und Ehefrauen sind noch entsetzlicher. Alle denken, ihre Anrufe seien privat, und so hält sie nichts zurück.
  • Bestialische Instinkte kommen zum Vorschein, offen und unverhüllt. Zum einen sprechen alle in den niedrigsten und abscheulichsten, nicht druckbaren und auch nicht übersetzbaren Obszönitäten.
  • Zum andern ist nicht nur die Form, sondern auch der Inhalt der Gespräche abscheulich. So gerät eine Mutter außer sich, als sie hört, dass ihr Sohn bereit ist, sich selber zu erschießen, und fängt an zu lamentieren, dass die Russen zu lahm mit ihrer Gewalt seien und die Zivilisten verschonten.
  • Eine andere Frau freut sich, als ihr Mann ihr erzählt, dass ihre Tochter ihm einen Brief aus der Schule geschickt habe, in dem sie sich wünsche, dass er alle Ukrainer töte. Sie lacht und sagt: «Genau! Sie hat es sogar richtig formuliert, nicht wahr?»
  • Eine andere muntert ihren Mann mit zärtlichen Worten auf, als sie hört, dass er Kosmetika für sie und seine Schwiegermutter geplündert hat. «Sofia wird studieren gehen», sagt sie über ihre Tochter. «Sie braucht auch einen verf***ten Laptop. Raff alles zusammen, was du kriegen kannst, Andrei!»
  • Frauenstimmen freuen sich auf das mit unschuldigem Blut getränkte Plündergut, und mitunter scheint es, dass sie auf diese gestohlenen Waren – wie Küchenmixer oder Waschmaschinen – noch gieriger warten als auf ihre Männer
  • Wenn sie von russischen Soldaten hören, die vergewaltigen oder Leute hinrichten, seufzen einige von ihnen vor Kummer, andere aber fangen gleich an zu schreien: «Das geschieht ihnen recht, sie sind alle Nazis!»
  • Eine Frau gibt ihrem Mann sogar eine schockierende Anweisung: «Mach nur, vergewaltige ruhig ukrainische Weiber, okay? Doch erzähl mir nichts davon. Verstehst du?» (Lachen.)

Es folgt das ganze Gespräch...

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