Wäre die deutsche
Gesellschaft noch mit intakten Vernunftkoordinaten ausgestattet, hätte
das Fernsehpublikum schallend gelacht. Stattdessen andächtiges
Schweigen, ein Moderator als Totalausfall und ein CDU-Politiker, der nur
vorsichtig die Systemfrage stellte. Hübsch, der Kalifats-Schreier (auf
dem Weg zum deutschen Lehrer) und eine ebenso dilettierende
Instagram-Komödiantin eint ihr Hass auf Israel, ihr Hass auf den Westen
und den bürgerlichen Toleranzbogen.
Dass solche unterkomplexen Demagog:innen überhaupt gehört werden, hat mit der Schwäche der vermeintlichen Mehrheitsgesellschaft zu tun. Sie ist von den linken Umerziehern kaputtverunsichert worden. Warum? Weil sie es zugelassen hat. „Muslim Interaktiv“, der schrottige Kalifats-Fanclub, der in Hamburg die Demonstration organisiert hat, und die AfD eint ihr Heulsusentum: Gemeinsam sehen sie sich als Opfer böser Medien und intoleranter Andersdenkender.
Nichts wäre also
peinlicher, als wenn die Mitte der Gesellschaft jetzt auch rumheult. Sie
hat es selbst zu verantworten, dass sie diesem Irrsinn nicht früher
entgegengetreten ist. Wer? Alle. Wo? Nahezu überall. Wir erinnern uns an
die Kirchentage, an denen Pastorendarsteller mit Dreadlocks riefen,
Gott ist queer, Gott ist die Letzte Generation,
Gott ist Black Lives Matter – und so weiter. Transfahne hier,
Flüchtlings(schlepper)boote da. Derselbe Kram an den Unis, in den
Schulen, in der Grünen Jugend, bei den Jusos und den ganz Linken. Mit
Sahra Wagenknecht kommt die erste radikal Linke, die diesen Stuss nicht
mehr mitmacht.
Aber sie kommt womöglich zu spät. Die Selbstaufgabe ist vorangeschritten. Die Zermürbungstaktik der Eckensteher und Marktwirtschaftsverlierer, der Lamentierer und Verbitterten, der Zukurzgekommenen und Bequemen hat funktioniert. Die Fleißigen und Erfolgreichen werden diffamiert oder vertrieben – oder sie haben einfach keine Lust mehr und gehen. Und nehmen dabei Arbeitsplätze und/oder Expertise mit. Mit Gerhard Schröders Reformen wurde das letzte Mal ein Staatsfetisch durch das moralisierende Wolkenkuckucksheim korrigiert, mit Angela Merkel aber wurde der Niedergang gesellschaftlicher Resilienzkräfte beschleunigt. Ihre desaströse Flüchtlingspolitik hat das Land und den Kontinent gespalten.
Die Rolle der Medien bei
diesem Trauerspiel ist zentral. Keine noch so bizarre Selbsthass-Orgie,
die nicht mit jeder Menge Sendezeit und Zeitungsseiten versehen wurde.
Die innere und äußere Wehrhaftigkeit ist demontiert. Der Unternehmer
wird dämonisiert, der Aktivist glorifiziert. Auf den Schulhöfen ist die
Umwertung der Werte längst angekommen. Dort integrieren sich so genannte
Alman-Kartoffeln in die migrantischen Kulturen – und übernehmen
Ausdrücke aus dem Arabischen und Türkischen, sind Rapper
(mit welchem Migrationshintergrund auch immer), es sind die Helden auch
der Kinder von Unternehmensberatern, Herzchirurgen oder KI-Startuppern.
Ob man AK, Capital Bra, Pashanim, Delil, YA, Maskal, Ufo 361 oder wen auch immer hört – das ist eine erfrischend freiheitliche Popkultur, in der Selbstoptimierung, brutaler Sozialdarwinismus, ruppige Heterosexualität, fossiles Patriarchat gewertschätzt wird. Die Alman-Kartoffel-Kultur hat im Pop wenig entgegenzusetzen: Die politisch korrekten Moralisierer erinnern in Gestalt von faltigen Ikonen wie Campino und Grönemeyer an verhinderte Regierungssprecher.
Die jüngeren Widergänger der politisch Korrekten wie AnnenMayKantereit oder Soffie, die Klima-Schlagersängerin mit Nasenring, sind Selbstrührungs-Avantgarde. In Soffies Demo-Schlager „gegen Rechts“ kulminiert die Verkitschung jedweder Utopie. Und das geht so. Sie singt: „Von einem Land, in dem für immer Frühling ist / Hier gibt es Kaviar und Hummer im Überfluss / Keiner hier, der hungert, und niemandem ist kalt / Vanilleeis zum Nachtisch, alle sterben alt“.
Eine Kultur eitler Unterwerfung
Khola Maryam Hübsch und der Kalifats-Schreier spüren, dass die säkularprotestantische Leitkultur eine Kultur eitler Unterwerfung und Anpassung ist. Die Rapper ahnen das, und ähnlich auch die vielen Mitglieder krimineller Clans, die sich zu Tode amüsieren, dass eine Frau, die den Begriff „Clankriminalität“ als rassistisch bezeichnete, heute als Migrationsbeauftragte Teil der Regierung ist. Je ängstlicher sich der Elfenbeinturm aus Ich-Schwäche ins Wir flüchtet, umso lauter pflegen die Migra-Popstars ihren aggressiven Individualismus. Je mehr die Bürgerkinder:innen den Kapitalismus verteufeln, umso entschiedener singen die Rapper Hymnen auf Rolex, AMG-G-Klassen und Ferrari.
In den USA sind die intellektuellen Herzkammern des erfolgreichsten kapitalistischen Systems längst in die Hände antisemitischer, illiberaler Eliten gefallen. Der Westen ist dabei, sich selbst zu verlieren. Und Deutschland, aber auch die wirklich erschreckend schlappe Bundesregierung, sehen zu. Dem Demonstrationsrecht ist zu verdanken, dass sich die Freiheitsverachtung vieler Muslime seit dem 7. Oktober so eindrucksvoll präsentieren kann. Autoren wie Konstantin Schreiber mussten früher klandestin in Moscheen recherchieren, was dort gehetzt wurde.
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