Sobald sich ein Problem auftut, nimmt man einfach die Subventionsgießkanne zur Hand und schüttet Geld drauf. Sollte sich das Problem halten, gießt man nach. So ist auch der Plan für das größte Projekt der Ministerin, die sogenannte Kindergrundsicherung, entstanden.
In
der Welt, aus der Lisa Paus kommt, hat man vom Leben am unteren Ende
der Gesellschaft eher vage Vorstellungen. Klar, man weiß, dass es arme
Menschen gibt, die ihr Leben nicht richtig auf die Reihe bekommen.
Schließlich ist ja in den Sozialprogrammen ständig davon die Rede, dass
man die Armut in Deutschland lindern müsse.
Aber wie genau es in
der Unterschicht aussieht, das entzieht sich der Anschauung. Da vertraut
man auf die Vertreter der Sozialverbände wie das ehemalige
Linksparteimitglied Ulrich Schneider, die einem sagen, wo man überall
nachgießen muss. Wenn man als Ministerin vor die Tür tritt, dann in der
Regel, um bei Parteiveranstaltungen vorbeizuschauen, wo man vornehmlich
auf Leute trifft, die derselben Welt entstammen wie man selbst.
Politisch
gesehen ist Kinderarmut ein Superthema. Das ist wie mit dem Einsatz für
Wale und Delfine. Niemand klaren Verstandes will in den Verdacht
geraten, kein Herz für Kinder zu haben.
Haben Sie gesehen, was
dem armen Christian Lindner passiert ist? Einmal darauf hingewiesen,
dass vor allem Kinder aus Einwandererfamilie betroffen sind, und schon
sind sie hinter einem her wie hinter der armen Seele. „Bösartig“,
„abgrundtief ekelhaft“, „perfide“ – und das sind nur die Kommentare der
Konkurrenz.
Die Grünen wollen sich ihre Sicht nicht von der Realität kaputtmachen lassen
Die
Fakten sind eindeutig: Die Zahl der deutschen Kinder, die auf Hartz IV
angewiesen sind, ist seit 2015 um ein Drittel gesunken, ganz ohne die
Anstrengungen der Grünen. Es gibt wenige gute Nachrichten aus dem
Sozialstaat, das ist eine.
Dass die Zahl der Leistungsempfänger
dennoch bei zwei Millionen verharrt, liegt daran, dass immer mehr
ausländische Kinder mit ihren Familien nachrücken. Man kann sich auf den
Standpunkt stellen, dass es keinen Unterschied macht, welchen Pass ein
Kind hat. Das scheint auch die Meinung der Ministerin zu sein, die davon
spricht, dass man die Sozialleistungen von einer Holschuld in eine
Bringschuld des Staates umwandeln müsse.
Ich glaube allerdings,
dass in diesem Punkt selbst treue Wähler der Grünen anderer Meinung sein
dürften. Wie genau der Plan zur Behebung der Kinderarmut funktionieren
soll, ist eben so vage wie die Höhe der Mittel, die Lisa Paus für
erforderlich hält. Erst war von 12 Milliarden die Rede, dann von fünf
Milliarden. Im „Spiegel“ sprach die Ministerin neulich von „zwei bis
sieben Milliarden“ als „neuer Hausnummer“, was sich nicht einmal die
Deutsche Bahn bei ihren Kostenschätzungen trauen würde.
Dennoch
wird unverdrossen am Projekt festgehalten. So ist das bei den Grünen.
Man lässt sich seine Gesellschaftssicht nicht von der Wirklichkeit
kaputtmachen. Probleme, die man nicht sehen will, werden ignoriert. Oder
wegerklärt. Oder, wenn das nicht mehr geht, Populismus genannt.
Ich hätte
einen Vorschlag, wie man gegen Kinderarmut effektiver vorgehen könnte.
Wir koppeln den Bezug von Bürgergeld an den Kitabesuch. Wer vom Staat
Geld haben will, muss im Gegenzug einwilligen, dass seine Kinder ab dem
zweiten Lebensjahr eine solche Einrichtung besuchen. Keine Kita, keine
Sozialhilfe.
Ist das stigmatisierend? Natürlich ist es das. Aber
wer sich darauf verlässt, dass andere für einen geradestehen, muss auch
akzeptieren, dass man ihm Vorschriften macht, die für Leute, die selbst
für ihren Lebensunterhalt sorgen, nicht gelten.
Je früher man der Unterschicht entkommen kann, desto besser
Die
Studienlage ist eindeutig: Wer in einer Hartz-IV-Familie aufwächst, hat
ein deutlich erhöhtes Risiko, arm zu bleiben. Kinder aus der
Unterschicht ernähren sich öfter falsch, sie hängen zu viel vorm
Fernsehen und bewegen sich zu wenig.
Sie haben größere Mühe, sich
zu konzentrieren und Lerninhalte zu erfassen, und neigen später eher
zum Alkohol- und Drogenmissbrauch. Je früher man diesem Milieu entkommt,
und sei es nur für ein paar Stunden am Tag, desto besser.
Gibt
es Hartz-IV-Eltern, die sich rührend um ihre Kinder kümmern? Natürlich
gibt es die. So wie es auch Eltern geben wird, die sofort losziehen und
mit dem Geld von Frau Paus Schulhefte und Buntstifte für die Kleinen
kaufen. Dummerweise werden aber auch der Nichtsnutz von Vater und die
labile Mutter zu den Erziehungsberechtigten gehören, die über die
Verwendung der Kindergrundsicherung bestimmen.
Man kann es
abgrundtief ekelhaft finden, darauf hinzuweisen, aber so ist die
Realität. Es ist ein Fehler, Mitgefühl mit Sentimentalität zu
verwechseln. Leider wird beides nirgendwo so beständig durcheinander
geworfen wie in der Sozialpolitik.
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